Martin Blättner
Hexenjagd
Kontroversen um die Nürnberger Kulturreferentin Karla Fohrbeck (Teil II)
Authentisch und zugleich frei nach der Erzählung von Heinrich Böll:
»Die Verlorene Ehre der Katharina Blum«
Personen und Handlungen dieser Erzählung sind nicht erfunden. Sollten sich bei der Schilderung gewisser journalistischer Verrichtungen Ähnlichkeiten mit den Praktiken der “Abendzeitung” ergeben, so sind diese Ähnlichkeiten weder beabsichtigt noch zufällig, sondern unvermeidlich.
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1. Für den folgenden Bericht gibt es einige Neben- und zwei Hauptquellen. Die Hauptquelle: Ein Stadtmagazin (Der “Plärrer”) hatte am 12. Juli zwei Mitarbeiterinnen mit Mikrofon und Bandgerät in das Gemeinschaftshaus Nürnberg-Langwasser entsandt, um die Rede der Kulturreferentin vor der “Freien Christengemeinde” mitzuschneiden und in Auszügen zu veröffentlichen. Die durchsichtige Kampagne, die zum Ziel hatte, “Frau Fohrbeck dubioses Religions- und Amtsverständnis” nachzuweisen – es sollte wohl auch die Auflage der Augustnummer erhöht werden -, bekam noch am Erscheinungstag Schützenhilfe durch massives Trommelfeuer der “Abendzeitung”, die mit der Sensationsmeldung aufwartete: “Nürnbergs Kulturchefin: Ich bekomme Botschaften aus dem Jenseits”. Das dazugehörige Bild zeigte allerdings eine eher profan telefonierende, freundlich lächelnde Referentin vor dem monumentalen Kruzifix im Rathaussaal. Eine weitere Quelle waren die beiden Regionalzeitungen, die mit jeweils einem Tag Verspätung nachhakten. Die Nebenquellen, einige von größerer, andere von geringerer Bedeutung (zum Beispiel die Biographie von Savonarola als vergleichendes Studienobjekt), brauchen hier nicht erwähnt zu werden, da sich ihre Verstrickung, Verwicklung, Befaßtheit, Befangenheit, Betroffenheit und Aussage aus dem Bericht selbst ergeben.
2. Angesichts des zur Verfügung stehenden Pfützenwasserpotentials kann man von einem Sammelkanal der Recherche reden, der die Abflußrinne bleibt, um das niedrige Niveau des Boulevardkampfes zu…