Würzburg
HEXEN! Über Körper, Wissen und Macht
Museum im Kulturspeicher 07.10.2023 – 14.01.2024
von Ellen Wagner
Die Ausstellung ist voller Frauen, die dem Betrachtenden den Rücken zukehren. Sie tun dies im selbstverständlichen Beisammensein, versunken in ihrem jeweiligen Tun: über den Kochtopf oder Kessel gebeugt, bei Mondlicht im Reigen auf der Wiese tanzend – schlicht unmöglich, dabei die Aufmerksamkeit aus dem belebten Bild heraus zuvorkommend auf jemand anders auszurichten, nicht mal, nein: erst recht, wenn ich als Frau hier das Motiv bin, Gegenstand und Widerstand in einem Genre, das meine Energie zu lange zu zähmen verstand. Das Leben ist zu kurz, um den Tanz zum Vortanzen zu machen.
Auch als Betrachterin sucht man eine Weile nach Anschluss unter den Frauen, die zusammengebracht von verschiedenen Orten ganz unterschiedlich gerahmt je nach Sammlungsherkunft erscheinen. HEXEN! widmet sich der Figur der Hexe von ihrer Verfolgung bis zur emanzipatorischen Wiederaneignung vom 15. Jahrhundert bis heute und möchte den Diskurs um ein geplantes Hexendenkmal in Würzburg anregen. Noch bis ins 18. Jahrhundert wurden hier hunderte Menschen der Hexerei angeklagt. Bezichtigt wurden oft, doch nicht ausschließlich Frauen, die einen unabhängigen Lebensstil oder wertvolles Wissen zur Heilkunde und Geburtenkontrolle pflegten.
An vielen Orten der Erde sind Menschen noch immer von solchen Anklagen betroffen. Doch davon erfährt man in der Ausstellung nichts. Es ist deren Schwierigkeit, dass sie textlich über Historie reflektiert, visuell aber eine Genese postmoderner „Powerfrauen“ erzählt, ohne die Thematik gesellschaftlicher Stigmatisierung ernsthaft in die Gegenwart zu tragen. Die von einem Denkmal zu leistende Verbindung von Vergangenheit und einer Wirkung in…
