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Essay · S. 164 - 177
Essay , 1988

Florian Rötzer
Heterogene Wirklichkeiten

Beieinherspielende Anschlüsse

Heute findet man sich in der Lage, in ein Geflecht von Fäden eingesponnen zu sein, ohne noch ein Labyrinth vor sich zu haben, in dessen organisierter Unübersichtlichkeit man sich deshalb verirren kann, weil es ein Zentrum sowie Ein- und Ausgänge besitzt. Auch wenn bestimmte Erzähltypen, mit Anfang und Ende und einem Weg, quer hindurch, nicht mehr zu überzeugen vermögen, dann läßt sich angesichts der rhizomatischen Heterogenität der Diskurse daraus nicht das Ende der Erzählung ableiten, sondern eher der Beginn eines neuen Erzähltyps, der die traditionelle Unterscheidung zwischen verschiedenen Diskursformen hinter sich gelassen hat, weil es nicht mehr um die Darstellung von Objektivität, noch gar um eine futurologische Ausmessung realer Entwicklungsmöglichkeiten geht, sondern um die Projektion von Geschichten, die verführen und provozieren, weil in ihnen das Reale inszeniert wird als ein Weg, der auch immer ganz anders verlaufen könnte. Es ist die Zeit der Theorie-Fiktion, der Essayistik, des Potentials, der Einklammerung des Faktischen. Es ist die Zeit des Programmierens, des Komputierens, des Simulierens, und des Ein-Bildens, während das theoretische und ästhetische Vermalten zu einer vorgängigen Welt nicht mehr greift, das sich als Beschreiben, Darstellen, Begründen oder Abbilden versteht. Aus diesem Grund faszinieren heute Gedanken, die die Wirklichkeit irrealisieren und sie als inszenierte verstehen, weil nicht mehr zur Debatte steht, wie man sich desillusioniert oder ent-täuscht, sondern wie man in einer Welt lebt, die nur im Plural vorhanden ist, deren Ordnungen sich als Konstruktionen oder Modelle, wenn auch mitunter mit fatalen Folgen, zu erkennen gegeben haben.

Erstaunlich ist, daß…


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