Christian Huther
Heather Phillipson
»Eat here«
Schirn Kunsthalle, Frankfurt/Main, 20.11.2015 – 7.2.2016
Fast alles ist knallrot, vom weichen Teppich, in den man tief einsinkt, über die an Gummiseilen baumelnden Wärmflaschen und die mit Zeitungspapier gefüllten Müllsäcke bis zu den Regenschirmen, die noch weiter droben aufgespannt sind. Die Rotunde der Frankfurter Schirn Kunsthalle ist tatsächlich so voll wie noch nie. Mittendrin dreht sich gemächlich ein rundes Podest, auf dem ein riesiger menschlicher Fuß aus hellgrauem Styropor steht. Es könnte also tatsächlich ein menschlicher Körper sein, den Heather Phillipson zerstückelt und über mehrere Ebenen verteilt in die zylinderförmige, aber auch zugige Rotunde gebracht hat.
Freilich sind weder Arme noch Beine zu sehen, auch kein Rumpf und kein Kopf. Doch zwischen den roten Objekten hängen einzelne große Augen in Schwarz-Weiß, und unter der Glasdecke der Rotunde sind rote Gummiseile gespannt, die möglicherweise die Nervenbahnen des Gehirns symbolisieren. Doch konkreter wird die 37-jährige Londoner Künstlerin nicht, die bei uns noch zu entdecken ist, während sie in ihrer Heimat auch als Schriftstellerin bekannt ist. In ihrem künstlerischen Werk verbindet sie Bilder, Objekte, Musik, Geräusche, Sprache und Filme zu einem fast surrealen Gesamtkunstwerk.
„Eat here“ nennt Phillipson ihre Installation, aber der Titel führt in die Irre. Denn zu essen gibt es hier nichts. Dafür ist der Titel beinahe ein Anagramm, ein Schüttelwort, das aus einem anderen Wort durch Umstellung der Buchstaben oder Silben gebildet wird. So ergibt der geschüttelte Titel sowohl Heather, den Vornamen der Künstlerin, aber auch „Heart“, das Herz. Und um das dreht sich alles, was sich schon…