Herwig Kempinger
geb. 1957 in Steyr, lebt in Wien
Peter Weibel hat das Vexierspiel Herwig Kempingers mit einem Labyrinth verglichen, das für den Prozeß der Suche und Selbstfindung steht, und, sinngemäß, als wesentliche Qualität die ständig wiederkehrende Maskierung und Demaskierung der Realität bezeichnet, die nicht linear, sondern in Form einer Endlosschleife angelegt ist.
Bei den neuen Arbeiten, die jetzt in der Galerie Hubert Winter ausgestellt sind, findet sich die Unendlichkeit in neuer Form wieder. Die Bilder hängen nun nicht mehr sequenziell zusammen, verdichten auch nicht mehr die Komplexität der Fragestellungen an die Realität zu einem Bild, in dem zugleich Spiegelung, Verkehrung der Perspektive, Abbild des Abbilds und Abbild des Wirklichen oszillierend ineinandergeschoben sind. Sie haben die frühere heitere Klarheit der Reflexion verloren, die Farben erscheinen fahl, wie vor dem Verlöschen.
Seltsame Zeichen, die wie Runen, Chromosomen oder hybride Machtsymbole aussehen, stehen oder schweben in einem Raum, der zumeist durch Spiegelungen auf den Standflächen und ein unbestimmtes Licht im Hintergrund definiert ist. Durch die Unscharfe dieses aus dem Unendlichen kommenden Lichts wandelt sich die in den bisherigen Arbeiten Kempingers auftretende verunklärte, trügerische Perspektive in eine Raumunbestimmtheit, die einen ins absolut Krisenhafte weisenden «Unendlichkeitsschauer« hervorruft. Die fotografierten kleinen ausgeklügelten Modelle der vergeblichen Erkenntnis haben jetzt alles (scheinbar) Konkrete verloren, sind bloße Silhouette ohne Farbe und Zeichnung, Kulissen für ein Theater, das niemand Lebendiger mehr beginnen möchte. (…)
Otto Hochreiter