Herrman Prigann
Thesen zu “Metamorphen Objekten”
geb. 1942
lebt in Spanien
Prolog.
»Jener dahinwelkende Blumenstrauß im Supermarkt zerstörte den harmonischen Eindruck der ewig blühenden Plastikblumen …
Jener nie welkende Plastikblumenstrauß im Supermarkt gab der Harmonie einer ewigen Zerstörung blühenden Ausdruck.«
Die künstlerische Verfremdung in Relation zum Naturbegriff, wie seiner uns umgebenden Wirklichkeit, ist das bewußte Transzendieren einer entfremdeten Existenz – ein anderes Niveau oder vermittelte Entfremdung. Der Anstoß liegt im Konflikt mit den Fortschrittsideologien, in der Negation ihrer Ideale. Nun sind Gegenstände künstlerischer Umsetzung dieser Entfremdung eher eine Darstellung negativer Utopie, als sie mit der sich entwickelnden Fortschrittsgesellschaft ästhetisch unvereinbar sind. Dieser Antagonismus ist der Nachweis ihrer Wahrheit. Worauf sie hinweisen und was in ihnen bewahrt ist, verweist auf die Zukunft: Signale, Bilder einer Vision, die zur Auflösung jener ästhetischen Normen führen können, die die Gesellschaft in Bann hält.
Wir sind heute in einem Stadium, wo es scheint, daß Kunst auch in diesem Gestus affirmativ ist. Denn die totale Integration aller ihrer Erscheinungen durch die Massenreproduktion und schnellste Vermarktung in einer komplexen postindustriellen Gesellschaft, tendiert dazu, nicht nur »Stile« zu entdecken und zu entwerten, sondern in diesem Verfahren auch die Substanz der Kunst selbst. Doch dies scheint nur so, vor dem Hintergrund eines traditionellen Kunst- und Avantgardebegriffs, bzw. der gesellschaftlichen Funktion von Kunst.
Dennoch ist die Frage, kann Kunst die heutige Wirklichkeit noch wiedergeben in einer Weise, daß der Rezipient diese Aussage als eine ihn betreffende erfährt? Brecht sagte dazu: »das die heutige Welt nur dann in dieser Weise wiedergegeben werden kann, wenn sie als veränderbar wiedergegeben wird…