Jürgen Raap
Hermann-Josef Kuhna
»Vom Anbeginn«
Museum Ludwig im Deutschherrnhaus Koblenz 29. 10. – 3.12.2006
Hermann-Josef Kuhnas Ausstellung im Koblenzer Museum Ludwig hat retrospektiven Charakter, auch wenn die Exponate nicht ganz bis in die beruflichen Anfänge des Künstlers in den frühen siebziger Jahren zurückreichen. Eine der ältesten Arbeiten in dieser Werkschau ist “deep purple” (1988): Ein dunkelroter Hintergrund wird von hellblauen kleinen Flecken und von Verdichtungen olivgrüner und fliederfarbener Punkte überlagert, die sich wie ein Netz über das Bild legen.
Bereits hier kann man sehen, dass Kuhnas Interesse nicht dem Punkt im Sinne einer pointillistischen Malerei gilt, sondern der bildnerischen Struktur. In beiden Fällen mündet zwar das malerische Endprodukt in eine Summe von Farbpunkten, die sich in mehreren Schichten überlagern, aber bei Kuhna führt die Besetzung der Bildflächen durch kreisrunde Punkte, durch winzige Dreiecke und Häkchen-Formen nicht zu einer Formfestigung wie bei den Neo-Impressionisten, denen es immer um die Visualisierung von konkreten Naturerscheinungen ging. Obwohl z.B. bei “Ha Long Bay” (2003) mit rosa Punkten eine Horizontlinie angedeutet und damit dem Sujet ein Landschaftscharakter zugewiesen wird, bilden Hermann-Josef Kuhnas Arbeiten nichts ab; sie sind vielmehr der abstrakten Kunst zuzuordnen. Wo nämlich die Pointillisten eine wissenschaftlich-physikalische Erfassung von Lichterscheinungen als Thema der Malerei problematisierten, konzentriert sich Kuhna ausschließlich auf die Stofflichkeit von Farbe und ihre wahrnehmungsphysiologischen Kontrastwirkungen.
Dabei hat der Farbfleck, d.h. der Tupfer mit dem Pinsel, für ihn eine grundsätzliche Bedeutung innerhalb einer “reinen Malerei”. Der Ausstellungstitel “Vom Anbeginn” kommuniziert das Credo, im Punkt läge jeglicher Beginn, jeglicher Ursprung des Malens und Zeichnens. Er…