Jürgen Raap
Hermann-Josef Hack
»Basislager«
Kunststation St. Peter, Köln, 24.12.2014 – 1.2.2015
Gänsehaut-Feeling in St. Peter“, schrieb die BILD-Zeitung in gewohnt plakativer Manier über die Zelt-Installation „Basislager“, die der Siegburger Künstler Hermann-Josef Hack zur Jahreswende in der Kölner Kunststation St. Peter zeigte. Zwischen die Pfeiler des Hauptschiffes hatte Hack ein großes Zeltdach aus bemalten Lastwagenplanen gespannt. Wer auf seinem Spaziergang entlang des „Kölner Krippenweges“ den Kirchenraum betrat, um weihnachtliche Besinnlichkeit zu erleben, wurde stattdessen hautnah mit einem Problem konfrontiert, das sich längst nicht mehr weit weg von uns abspielt: durch den Klimawandel erleben wir nämlich auch in den hiesigen Breiten häufiger als früher orkanartige Stürme mit verheerenden Auswirkungen. Woanders treiben Überschwemmungen oder verdorrte Äcker die Bewohner fort. Eine Greenpeace-Studie prognostiziert für die nächsten 30 Jahre ca. 200 Millionen Menschen, die wegen der „menschengemachten Klimaerwärmung“ aus ihrer Heimat flüchten müssen.
Hacks „Basislager“ verdeutlicht, was den Flüchtlingen bleibt, nämlich noch nicht einmal mehr ein sicheres Dach über dem Kopf. Für einen Kirchenraum ist diese Installation höchst stimmig, denn das Alte Testament beschreibt die Geschichte eines Landstrichs, der zu großem Teil von Hirtennomaden bewohnt war – das hebräische Wort „sukkah“ bedeutet Hütte bzw. Laubhütte, taucht in Luthers Bibelübersetzung im 2. Buch Samuel aber auch als „Gezelt“ auf. Hermann-Josef Hack hat sich schon seit vielen Jahren als politischer Künstler profiliert, und höchste politische Aktualität hat auch dieses parabelhafte Flüchtlingszelt in einer Zeit, in der Rechtspopulisten mit ihrer Demagogie Ängste vor Überfremdung und Ressentiments gegenüber Flüchtlingen schüren.
Große, expressive Farbschlieren, breite Quastenstriche, Krakelüren und grellrosa besprühte Flächen bedecken…