Martin Blättner
Heribert C. Ottersbach
„Hälfte des Lebens“
Villa Stuck, 16.10.2008 – 11.01.2009
Das zweiteilige Pixelbild mit hellen und dunklen Kontrastflecken und einer offenen Bildstruktur, die eine Menschenansammlung mit einer sich aus dem Dickicht lösenden Figur vor architektonischen Kuben sichtbar macht, verweist auf eine Szene im Irgendwo, auf Tageslicht, auf Leben, auf Erinnerung. Das Diptychon „Epilog-Pop 68 89“ aus dem Jahr 2003 mit vermeintlichen und tatsächlichen Anleihen der Pop-Art konfrontiert den Betrachter gleich im Eingangsbereich der Villa Stuck mit den Strategien der Rück- und Überblendungen von Heribert C. Ottersbach. Beim Rundgang über drei Stockwerke reift jedoch die Erkenntnis, dass keineswegs nur das Archiv der Moderne kritisch-befragend genutzt wird, sondern sich schließlich aus den Techniken der Verfremdung ein eigenes Stilmittel destilliert.
Ein wichtiges Mittel der ebenso sinnlichen wie konzeptuellen Ansätze ist die Bearbeitung unterschiedlicher Bildvorlagen durch ein Computerprogramm, das aus dem reichhaltigen Fundus die Möglichkeit des Auswahlprinzips und der Neubewertung zulässt. Mit teils drastischen Mitteln der Collage wird die „Erziehung zur Abstraktion“ (2005) als Kritik an der Moderne angeprangert, die nicht immer frei von totalitären Ansprüchen war. Im reflektierenden Umgang mit einer Avantgarde der Moderne zwischen „Abstraktion und Idylle“ und der ewigen Suche nach dem Konkreten in der Abstraktion findet sich Ottersbach als „Don Quichotte“ oder als tragischer Held der Argonauten, als „Jason im Glashaus“ (2003) wieder: die Pixelfigur versucht offenbar den Steinwürfen im Glashaus und den Rechtecken der Moderne zu entkommen. Drei identische Tafelbilder in variierter Farbübermalung und Anklängen an das Bildprogramm der Serie eines Andy Warhol beziehen sich ausnahmsweise auf ein konkretes…