Sabine Schütz
Heribert C. Ottersbach
Neue Arbeiten
Galerie de entlang, 16.10.-8.11.1987
Angesichts der neuen Bilder des jungen Kölner Malers HERIBERT OTTERSBACH kann man sich eines Gefühls der Bedrängnis und Bedrückung nur schwer erwehren. Ausgemergelte Gestalten mit leerem Blick stehen wie verloren vor anonymen Hochhauskulissen oder in unwirtlichen Landschaften, deren düstere Farbgebung den alptraumhaften Charakter dieser Bilder dramatisch unterstreicht. Beziehungslosigkeit, Entfremdung und Überzivilisation lauten die Themen, für die Ottersbach eine eindrucksvolle, sehr archaisch anmutende Bildsprache gefunden hat, und seine Bilderfindungen schildern auf ebenso allgemeingültige wie konkret sinnliche Art und Weise das Drama der menschlichen Existenz. Ottersbachs »Protagonisten« treten auf in einem eigens für sie entworfenen Szenario wie die Schauspieler in einer klassischen Tragödie. Dabei sind die Rollen, die diese Figuren spielen, austauschbar, denn ihre Physiognomien wirken anonym und entindividualisiert. Eingepfercht zwischen den übermächtigen Betongiganten ihrer Städte, sind diese Gestalten zu Massenwesen verkommen, deren »Menschsein« sich in ihrer äußeren Erscheinung erschöpft.
Eines der Bilder, die in der Dortmunder Galerie »da entlang« zu sehen waren, trägt den Titel »Die Abreise«. Aus tiefen, rostbraunen Erdfurchen ragen Köpfe hervor, die sich in militärischer Zweierreihe von einer gigantischen Festungsanlage fortbewegen. Anstelle des Gehirns tragen diese Köpfe Jahresringe in ihren geöffneten Schädeln – ein ebenso brutales wie eindringliches Bild für die Gleichschaltung von Menschen, die sich, ihrer Fähigkeit zu denken beraubt, in seelenlose Marionetten verwandeln.
Wie die meisten Bilder Heribert Ottersbachs ist auch die »Abreise« Teil eines umfassenden Bildzyklus’. Seit mehreren Jahren bereits arbeitet der Künstler in solchen Zyklen, die es ihm erlauben, sich intensiver und eingehender einer Thematik anzunähern, als…