Claudia Posca
Herbert Zangs – Werkübersicht
Skulpturenmuseum Glaskasten, Marl, 8.12.1996 – 19.1.1997
Herbert Zangs entfacht bis auf den heutigen Tag turbulente Diskussionen. Zwischen Freund und Feind ist das Lager der Kunstkritik, der Ausstellungsmacher und Künstlerkollegen wie bei kaum einem anderen gespalten. Begeistert sind die einen von der ungebrochenen, vitalen Kunstproduktion aktuellen Datums und vom avantgardistischen Werk der 50er und 60er Jahre. Damals hatte der 1924 in Krefeld geborene Herbert Zangs lange vor Piero Manzoni und der Künstlergruppe ZERO mit weißer Farbe experimentiert, um damit Fundstücken, Leinwänden und diversen anderen Materialien ihre Schwere zu nehmen und den alltäglichen Dingen im Verweißungsprozeß eine andere Realität neben der bekannten zu geben.
Dagegen werfen die Kritiker Zangs Scharlatanerie und Unglaubwürdigkeit vor. Denn er hat auch – und das hat sich auf die kunsthistorische Wertschätzung seines Schaffens negativ ausgewirkt – Arbeiten vordatiert, obwohl sie nachweislich später entstanden waren. Ein Sammler hatte in einem 50er-Jahre datierten Objekt ein verarbeitetes Stück Zeitung mit der Jahreszahl 1970 entdeckt. Fortan mißtraute vor allem der Kunstmarkt den Angaben Zangs, und wenig half es, daß u. a. Adolf Luther 1975 betonte, daß “das Werk in jeder Hinsicht der primäre Gegenstand der Betrachtung” sein müsse und “die Datierung der späteren Arbeiten absolut sekundär” sei. “Zugleich ist sie auch ein aliud, ein anderes, kein existentielles, vielmehr ein moralisches Problem. Es ist unerträglich, diese Dinge nicht auseinanderzuhalten und auf dieser Basis zu einem existentiellen Verdikt zu kommen. Das wäre nicht nur ein logischer Fehler, man gerät auch in die Nähe von Schuld.”
Ein Jahr zuvor hatte auch Norbert…