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Ausstellungen: Berlin · von Ingo Arend · S. 258 - 260
Ausstellungen: Berlin , 2008

Ingo Arend
Herbert Tobias

»Blicke und Begehren«
Berlinische Galerie, Berlin 16.5. – 25. 8.2008

Den Kopf auf einem Leopardenfell, leicht zur Seite gelehnt, die Augen hinter einem schwarzen Gazeschleier erwartungsvoll geöffnet, der Mund zu einem Kussmund gezogen. Durch die vor den Kopf gehaltene Hand gleitet ein Diadem aus Juwelen. In dem Bild »Mrs. Melvin J. Lasky« von Herbert Tobias aus dem Jahr 1958 fallen alle Charakteristika ins eins, die diesen ungewöhnlichen Künstler ausmachen: Erotik, Glamour und Inszenierung. Und noch etwas kommt in diesem Bild überdeutlich zur Geltung: der intensive Blick zum Betrachter. Er kann sich diesem Gesicht nicht entziehen.

»Blicke und Begehren« – der Titel unter dem die Berlinische Galerie die erste große Retrospektive des 1924 geborenen und 1982 gestorbenen Künstlers gestellt hat, ist gut gewählt. Denn sie versucht gar nicht erst, ihn konventionell biographisch zu präsentieren oder in Genrezwangsjacken zu stecken. Was verbindet schon seine Bilder wie die Trümmerlandschaften des zerbombten Berlin der 50er Jahre mit den homoerotischen Körperlandschaften der 80er Jahre? Sie stellt vielmehr das zentrale Antriebsmoment von Tobias, die dieser Mann zu Kunst verarbeitet hat, in den Mittelpunkt zu stellen: Die gewaltige erotische Energie. Sie reduziert ihn aber auch nicht darauf. Denn Erotik ist bei Tobias immer mehr als Sex.

Die so klug wie intim inszenierte Ausstellung ist zu allererst eine gewaltige Archiv- und Editionsleistung. Aus den 46.000 Abzügen und rund 2.500 Negativen, die Tobias der Berlinischen Galerie kurz vor seinem Tod vermacht hatte, haben die Kuratoren Ulrich Domröse und Anna-Carola Krausse 200 ausgewählt. Mit dieser überaus konzentrierten Auswahl gelingt…



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