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Ausstellungen: Bonn · von Martin Seidel · S. 321 - 322
Ausstellungen: Bonn , 2003

MARTIN SEIDEL
Herbarium der Blicke

Neuaufnahmen im Deutschen Künstlerbund
Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, Bonn, 4.4. – 29.6.2003

Kaiser Wilhelm II. wusste, was er wollte. Und die Künstler seiner Zeit wussten, was sie nicht wollten: eine reaktionäre Kunstpolitik, staatliche Bevormundung und künstlerischen Einheitsbrei. Und so taten sich auf Initiative des Kunstfreundes und -förderers Harry Graf Kessler progressive bürgerliche Künstler um Lovis Corinth, Max Liebermann, Max Slevogt, Alfred Lichtwark und Henry van de Velde vor hundert Jahren in Weimar zusammen, um den antirepressiven Deutschen Künstlerbund zu gründen und programmatisch zum Kampf gegen wilhelminisches Kunstideal anzutreten. Der Künstlerbund, der die verschiedenen secessionistischen Strömungen bündelte, war vor allem in seinen Anfängen quirlig. Nach dem Verbot durch die Nazis im Jahre 1936 und der Auflösung des Künstlerbundes engagierten sich dann 1950 Willi Baumeister, Karl Hartung, Karl Hofer, Ewald Mataré und Karl Schmidt-Rottluff für die Neugründung. Mittlerweile hat der Künstlerbund rund 450 Mitglieder, ist aktiv in kulturpolitischen Fragen, im Ausstellungsbereich und vergibt zwei Kunstpreise. Nun stellt er in der Kunst- und Ausstellungshalle in Bonn vierzig von den in den letzten vier Jahren aufgenommenen neuen 100 Mitgliedern vor.

Sind die künstlerische Freiheit und der stilistische und neuerdings der mediale Pluralismus seiner Mitglieder dem Künstlerbund seit seinem Bestehen innerstes Anliegen und in den Statuten verankertes Programm, so hat man die Bonner Schau aus nicht unbegründeter Angst, dass schlussendlich alles doch auseinanderfallen könnte, unter ein Motto gestellt und versucht, die Exponate der Künstler thematisch und medial zu umklammern.

“Herbarium der Blicke” – der Titel deutet dunkel an, was das zur Ausstellung…



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