Konstanze Thümmel
Herausforderung Tier –
von Beuys bis Kabakov
Städtische Galerie Karlsruhe, 15.4.– 30.7.2000
“Das Thema ‘Tier’ weckt bei mir das Gefühl der Ratlosigkeit. Warum sollen wir es überhaupt erörtern?” Ilya Kabakovs Frage zu Beginn seines geistreichen Dialoges mit Boris Groys, der hier als Installation aufwendig inszeniert wird, könnte als Motto über der Ausstellung der Städtischen Galerie Karlsruhe stehen. Zwar wird mit großen Künstlernamen geworben, doch diese könnten ebenso für viele andere Themen passend sein. Das Tiermotiv ist weniger im Werk von Kabakov (die “Fliege”), als in dem von Beuys ein dominierendes, aber sind die beiden typische Stellvertreter für zeitgenössische “Tierkunst”? Beuys ist zudem nur mit der hochbetagten Videodokumentation seiner Kojoten-Aktion “I like America and America likes Me” in der New Yorker René Block Galerie vertreten. Dass es Beuys bei dieser Aktion eben nicht vorrangig um “Tiere” zu tun war, ist inzwischen hinreichend bekannt. Die Vorgehensweise aber, durch die Auswahl und Art der Präsentation die künstlerische Arbeit auf eine Bedeutung festzulegen und dadurch zu verfälschen, ist für die gesamte Ausstellung charakteristisch. So ist die Städtische Galerie bei den von Andreas Slominski konstruierten hintersinnigen “Tierfallen” wahrlich selbst in die Falle gegangen, wenn sie diese auf Tierfänger-Aktivitäten reduziert. Es wird kein Unterschied gemacht zwischen Künstlern, die Tiere als Motiv, als Thema oder als Material verwenden. Was hat das Architekturmodell von Lois Weinberger mit den Fotoarbeiten zur Gentechnik von Thomas Bayrle zu tun? Warum sehen wir als Phantasietiere verkleidete Menschen in heiterer Maskerade auf dem Video von Rosemarie Trockel agieren? In den Fotos von Abigail…