Herausforderung der Improvisation
Lucio Pozzi, Kunsthalle Bielefeld
Zwei großformatige, farbintensive Bilder sieht der Betrachter der Pozzi-Ausstellung in Bielefeld zuerst. Aus den Farben schälen sich beim Anblick Figurationen heraus, die entfernt Tieren und Menschen aus Fernseh-Zeichentrickfilmen ähneln; sie leben mehr vom Umriß, als von der Binnenzeichnung, obwohl ihnen ihr Farbkleid erst die körperhafte Plastizität verleiht. Die Bilder werden zunächst im Detail aufgenommen, das Auge erwandert sich die großen Flächen, kehrt aber immer wieder zu den Details zurück, weil es keine schlüssige Bild-Geschichte findet. Farbe erscheint als Landschaft oder Stimmung (meistens beides), in die hinein sich die Figuration verspielt, verträumt bettet. Jeder Blick entdeckt neue Details und bestätigt dabei doch nur den ersten Eindruck: Fröhlichkeit, geistreiche Humoreske, farbenfrohes Spiel.
Ein solcher Eindruck irritiert, weil er im Kontext zeitgenössischer Kunst so selten ist. Man fürchtet fast, einer Comic-Persiflage auf den Leim gegangen zu sein. Der Eindruck, als ‘ernsthafter’ Kunstbetrachter auf den Arm genommen zu werden, verstärkt sich noch, wenn man mit dem zweiten Blick in den übrigen Ausstellungsräumen Wandpartien sieht, die mit kleinformatigen Bildern geradezu vollgepflastert sind. Keine strenge, reduzierte Kunstpräsentation also. Nimmt man die kleinen Formate in Augenschein, geht die Verwunderung in schieres Erstaunen über. Da finden sich pointilistische Landschaftsaquarelle neben kubistisch-konstruktivistischen Würfel-Kompositionen, darüber wiederum hängt eine naturalistische Landschaft in hellen, ‘schwebenden’ Pastelltönen. Auf anderen Blättern tummeln sich Figuren, die schelmisch aus zwei Punkt-Augen den Betrachter anvisieren, Brust, Bauch oder Penis recken und sich wohlig in nackter (auch reiner) Körperlichkeit rekeln.
Ein Blick in den Katalog löst das ‘Problem’-Knäuel nicht. Man liest: “Es scheint, daß bei…