»Herausfinden, ob es Dogmen gibt«
CHRISTIANE FRICKE IM GESPRÄCH MIT TYYNE CLAUDIA POLLMANN
Christiane Fricke: Du bist Künstlerin und Medizinerin. Zur Zeit arbeitest Du an einem vom Kunstfonds, Bonn, geförderten Projekt, das zu einem wesentlichen Teil aus Gesprächen mit Wissenschaftlern, Künstlern und Kunstvermittlern besteht. Um was genau geht es Dir und was hat Dich dazu bewogen?
Tyyne Claudia Pollmann: Die Idee kam, nachdem ich bereits viele Jahre Medizin studiert und zugleich künstlerisch gearbeitet hatte. Ich sah hierdurch immer deutlicher die Klischees auf beiden Seiten und spürte die Notwendigkeit, diese Thematik zu durchdenken und künstlerisch zu bearbeiten.
Mir ist aufgefallen, daß Du Deine Gesprächspartner nicht zu dieser Thematik befragst. Im einen oder anderen Fall bewegt sich vielleicht das Gespräch dorthin, aber aus anderen Gründen.
Mich hat nicht die Frage interessiert, was die Wissenschaftler von Kunst halten. Mir geht es bei diesem Projekt um die Wissenschaft. Ich interviewe Wissenschaftler, meist aus dem medizinischen Bereich, Künstler und Kunstvermittler, die sich mit dem Thema Wissenschaft befassen. Es ging mir um die Erfahrung über und Einstellung zur Wissenschaft, die meine Interviewpartner mitbringen, nicht um eine wissenschaftliche Erhebung. Deshalb habe ich die Gespräche frei, ohne Fragebogen geführt. Außerdem war mir klar, daß ich mich weder journalistisch betätigen noch ein Dogma untermauern wollte.
Hattest Du die Erwartung oder Hoffnung, daß sich das Thema auch automatisch auf Fragen zubewegt, die von allgemeinerem kulturellen Interesse sind?
Ja. Ausschlaggebend für dieses Projekt war, daß ich mich in den letzten fünf Jahren immer wieder rechtfertigen mußte, warum ich überhaupt Medizin studiere und was das soll in der Kombination…