Annelie Pohlen
Henrik Håkanssons
Natur – Vorführung
Henrik Håkanssons Werk als das eines romantisch gestimmten Wanderers zwischen den Welten vorzustellen, ist verführerisch, auch wenn oder gerade weil der im Werk sichtbare Einsatz der Mittel sich einem Verbund gegenwärtiger Darstellungsstrategien aus Wissenschaft, Kultur und Pop-Unterhaltung zurechnen lässt. Seine auf Reisen beruhende Auseinandersetzung mit der exotischen Fauna und Flora ferner Regionen und deren Verknüpfung mit der Untersuchung von Pflanzen und Kleintieren in unserer unmittelbaren Nachbarschaft sind weit über vordergründig sentimentale Impulse hinaus Fundament eines komplexen Systems der unablässig Grenzen überschreitenden Wanderung zwischen Wirklichkeiten, deren Territorien sich bei näherer Betrachtung einer eindeutig verifizierbaren Zuordnung entziehen. Wenn Shepherd Steiner 2000 anlässlich von Sweet Leaf, der ersten Einzelausstellung von Henrik Håkansson in Deutschland, schreibt, dass sich schwer festmachen lässt, „was genau Håkansson in seiner Arbeit untersucht“, dann ist dies nicht nur mit Blick auf die von Shepherd angesprochenen, vielschichtigen Vernetzungen des Werkes in Kooperationen mit Umweltforschern und Aktivisten rund um den Globus gültig. Nachhaltige Irritation erzeugt seine zielstrebige Verstrickung in Kontexte, die sich unablässig verschieben und vor allem eines sichtbar werden lassen: die Möglichkeiten des Wanderers, teilzuhaben an den zunehmend undurchschaubaren, tief greifenden Veränderungen, ohne sich den Begrenzungen der hinter diesen vermuteten Spezialisten zu unterwerfen. „Die Entwicklung der menschlichen Kultur ist ein Prozess technologischer Erweiterungen, ein Rückkoppelungsmechanismus, in dem jede Entdeckung die Wahrscheinlichkeit weiterer und schnellerer Veränderungen erhöht. Dieser Prozess ist gänzlich unvorhersehbar und lässt die Mehrzahl der Menschen machtlos zurück – kaum fähig zu verstehen und noch weniger daran teilzuhaben, wie die Welt neu…