Henrik Håkansson
Ein Naturforscher will er nicht sein, obwohl er sich seit seiner frühesten Kindheit mit Naturkunde beschäftigt; und ein Künstler eigentlich auch nicht oder nur notgedrungen, da Sponsoren eben Künstler fördern wollen und nicht selbstgesteuerte Exploratoren mit verqueren Zielen. Vermutlich wäre heute Columbus’ Fahrt nach Westen nur von der Paul-Getty-Stiftung finanziert worden.
Wovon träumt Håkansson, wenn er argentinische Stabheuschrecken, mittelamerikanische Laubfrösche oder Gottesanbeterinnen einfängt, um sie in seine computergesteuerten Environments einzugliedern? – Er sagt es nicht. Aber vermutlich denkt er, daß sich die großen natürlichen Kreisläufe besser verstehen lassen, wenn man einen einzelnen “loop” davon herauslöst und die dann fehlende environmentale Totalität durch Steuermechanismen simuliert.
Beispielhaft dafür ist sein Experiment mit der Wand, the Wall of Voodoo. Die Wand bestand aus Humus und Torf und war grün bewachsen mit Nährpflanzen für die Stabheuschrecken. Eine computergesteuerte Befeuchtung, Beleuchtung und Klimatisierung hielt das kleine Universum in Gang und in Grenzen: die Pflanzen wuchsen, die Stabheuschrecken fraßen, die Feuchtigkeit und die Wurzeln hielten die Wand zusammen. Und dann stellte Håkansson um auf Handsteuerung und bat das Publikum, sich um das Ökosystem zu kümmern. Das ließen sich die Ausstellungsbesucher nicht zweimal sagen; nach wenigen Tagen lag die Voodoo-Wand am Boden.
Aber jenseits dieser Geschichte, die Håkansson übrigens längst nicht so lehrhaft sieht wie wir, schaltet er sich selber vergnügt ein in den ökologischen Loop: Er animiert Grillen und Laubfrösche mittels Tönen zum Geschlechtsakt – Frösche, so behauptet Håkansson, reagieren außer auf Quaken nur auf Techno-Musik, und die Gottesanbeterinnen bringt er dazu, ihre Gatten aufzufressen, was offenbar mit…