Jens Asthoff
Henning Bohl
»Cornet of Horse«
Kunstverein in Hamburg, 25.6. – 11.9.2011
Es war Brian O’Doherty, der 1976 feststellte, dass „das Bild eines weißen, idealen Raumes mehr als jedes einzelne Gemälde als das archetypische Bild der Kunst des 20. Jahrhunderts gelten kann.“ Bekanntermaßen führte der Gedanke zu einer Zäsur, aus Kontext wurde Text, der „White Cube“ ein Feld ästhetischen Argumentierens. Heute ist es gängig, Verflechtungen von Werk und Kontext für jedes Medium und jede Form von Ausstellungspraxis mitzudenken. Einige Künstler machen diese Relation aber in spezifischerem Sinn zum Angelpunkt ihrer Arbeit. Das Werk von Henning Bohl etwa ließe sich so deuten. Seine Skulpturen, Bilder und Installationen sind stets auch Gesten des Ausstellens, also Visualisierungen ihrer strukturellen Kontextualität. Wenn Bohl etwa Parameter des Malerischen in Papier- oder Objektcollagen paraphrasiert, wenn er Skulpturen wie Prop Pieces aus disparaten Oberflächen und Objekten collagiert, dann macht er im gleichen Zug auch den inszenatorischen Impuls des White Cube zum künstlerischen Material.
Dies führte er auch in der umfangreichen Einzelschau „Cornet of Horse“ des Hamburger Kunstvereins vor Augen und demonstrierte in frappierender Leichtigkeit die Theatralität des White Cube. Bohl hat eine eigenwillige Form minimalistischer Abstraktion entwickelt, die latent ornamental agiert, traditionelle Bildgattungen und -grenzen ebenso umspielt wie überschreitet oder untergräbt. Meist kommen dabei simple, überraschende Materialkombinationen zum Einsatz, häufig unter Einbeziehung von Gebrauchsobjekten, die zweckbefreit und sinnverfremdend in den Kompositionen aufgehen. In Hamburg waren etwa Bilder mit aerodynamisch gerippten Fahrradhelmen auf Leinwand zu sehen („Frog Substitutes“, 2011), die Bohl mit verschiedenfarbigen Seilen auf dem Träger verspannt, teils mit…