Reinhard Ermen
Helvetia Sounds
Christian Marclay, Roman Signer, Jean Tinguely
Villa Merkel, 21.7. – 15.9.1996
Schon vom Dach grüßen vier (zugeklappte) Regenschirme, die Roman Signer (*1938) an die Blitzableiter der Villa Merkel montiert hat, und dann, im prachtvollen Vestibül des Hauses, die ersten Sounds; wiederum von Roman Signer, dessen 6 Videoplastiken Nebengeräusche von sich geben. Sie werden den Betrachter beim Gang durch die Ausstellung ständig begleiten. Die “Sounds” darf man indessen nicht unbedingt in Richtung “Musik” deuten. Hier wurde keine Schweizerische Dependance der “Sonambiente” aufgeschlagen. Die Sounds stehen eher für eine allgemeine aktionistische Aura, die alle drei Künstler aus der benachbarten Alpenrepublik umgibt. Im Falle von Signer, dem das Erdgeschoß zugewiesen wurde, sind es eben die Klänge, die bei der Videodokumentation seiner sympathischen Absurditäten und freundlichen Katastrophen (notwendigerweise) anfallen. Doch sind Signers Aktionen nicht alle laut, so ergeht sich eine (Video) Paddeltour (in allen seinen Arbeiten gibt es ein durchaus sportives Element) still und verschwiegen wie der See, auf dem sie stattfindet. Meist liegt ohnehin das eigentliche Ereignis eine Weile zurück und wird nur noch dokumentarisch festgehalten oder liegt da wie die stummen Reste eines kleinen Urknalls, den der Künstler wie einen Knabenstreich inszeniert.
Jean Tinguely (1925-1991) ist im Kreis der drei Schweizer Künstler ein Übervater. Die wenigen Beispiele seiner Sounds haben eher Verweischarakter und müssen sich mit dem Stiegenhaus begnügen, denn die großen Flächen sind den Buben vorbehalten. Im ersten Stock residiert der andere, der jüngste, Christian Marclay (*1955). Hier wird viel von der Musik erzählt, auch wenn die Installation selber schweigt….