Martin Seidel
Helmut Schober – Licht
Kunstmuseum, Bonn, 5.4. – 1.6.1998
Lichthof des Postmuseums, Berlin, 1.8. – 30.8.1998
Während Künstler sich im Laufe ihrer Entwicklung vielleicht eher von der Malerei ab- und neuen Medien zuwenden, hat sich Helmut Schober (Jahrgang 1947) dagegen zum Maler rückentwickelt. Er begann als Performer und mit Installationen und hatte mehrfache Auftritte auf der documenta und der Biennale. Seit geraumer Zeit ergeht sich der in Mailand lebende Innsbrucker in einer Lichtmalerei, die sich dezidiert dem Zeitgeist verweigert.
Schobers riesenformatige Zyklen mono- und bichromer Tafelbilder sind nun im Bonner Kunstmuseum zu sehen und starten von dort aus zu einer Welttournee. Wo auch immer sie hängen, herrscht Licht und nichts anderes. Die zum Einsatz gelangenden leuchtstarken Primärfarben Rot, Blau und Gelb platzen aus tiefster Düsternis hervor und brechen sich in zentrierten kosmischen Eruptionen, in energetischen Strömungen und Vibrationen, in astralem Flirren und feinen Äderungen die Bahn. Schobers illusionistische Bild- und Welträume trotzen – dank einer geheimgehaltenen Mischtechnik – den Pigmenten ein enormes Leuchten ab und dringen publikumswirksam unter die Haut. Scheinbar reliefartige Pigmentaufwürfe, die sich dem näheren Hinsehen als in die Breite gearbeitete Hellwerte erweisen, und die vielen (bis zu vierundzwanzig) Farbschichten schaffen unergründliche Tiefen und verwandeln die Bildoberflächen in kaum festzulegenden Farbnebel mit rauhen und glatten Partien, die immer wieder neu und anders auf veränderte Lichtsituationen reagieren.
Dem aktuellen Kunstgeschehen sind solche Malereien offen sichtbar abhold, und im übrigen erklärt sich Schober ohnehin bei jeder Gelegenheit zu dessen Feind. Der temperamentvolle Einzelkämpfer zieht andere Register. Seine in hohem formalem Gleichmaß daherkommenden…