Jürgen Kisters
Helmut Schober
Kunsthalle, 10.8.-1.10.1989
Die Wirkung von Malerei fängt dort an, wo die Worte aufhören und die Erklärungen nicht mehr hinreichen. Bilder werden gerade dort interessant, wo sie unweigerlich in den Bann ziehen, während der Grund dieser Faszination dagegen seltsam verborgen bleibt. “Wenn ich ein fertiges Bild ansehe, kommt es mir vor, als hätte ich das alles schon erlebt, als ob der Arbeitsprozeß der angestrengte Kampf sei, das Bild nach einer Vision im Hintergrund zu gestalten, Bilder der Vergangenheit oder der Zukunft, die in mir sind, wieder zusammenzufügen”, sagt der Österreicher Helmut Schober (Jahrgang 1947) über seine Malerei. Der Anspruch, unerwartete Bilder der eigenen Seelengeschichte aus dem Unsichtbaren ins Sichtbare zu schmuggeln, kokettiert mit der Auffassung, daß sich über die entscheidenden seelischen und künstlerischen Prozesse nichts sagen, aber alles zeigen läßt.
Schobers großformatige Schwarz-Weiß-Bilder (in Graphit und Acryl), die unter dem Stichwort “Schwarze Sonne” in der Kölner Kunsthalle erstmals umfassend präsentiert wurden, zielen auf eine Rätselhaftigkeit, die, unterhalb unserer alltäglichen Routine, in allen seelischen Produktionen sehr schnell spürbar wird. Er versteht die Bilder als Ausweitung innerer Zustände, die in einem Malvorgang von größter Erregung hervorgeholt werden. Die Bilder, die aus der Zeichnung heraus wachsen, thematisieren die dunklen Zonen seelischer und dinglicher Übergangsstadien, wo eine Gestalt zu einer anderen wird, wo eine Stimmung in eine andere übergeht. Das erfaßt Bereiche von äußerster Sensibilität und eine stets latente Gewalt. Es gestaltet Übergänge vom Dunklen zum Licht, zeigt die Expansion einer Form, berührt den Wechsel von Unruhe und Besänftigung. Einige unheimliche Züge unserer Wirklichkeit…