Jutta Schenk-Sorge
Helmut Newton – Work
Neue Nationalgalerie Berlin, 1.11.2000 – 7.1.2001
Gleich mit der ersten Ausstellung, “Helmut Newton – Works”, gelingt dem Deutschen Centrum für Photographie (DCP), der jüngsten Berliner Museumsneugründung ein optimaler Start. Großes Medienecho und Besucherschlangen am Wochenende unterstreichen die Erfolgsaussichten dieser immer noch im Status nascendi befindlichen Institution. Der Starfotograf Helmut Newton, in Berlin geboren, aufgewachsen und von den Nazis vertrieben, erhält anlässlich seines achtzigsten Geburtstags eine Retrospektive, die das ganze Erdgeschoss der Neuen Nationalgalerie einnimmt. So viel Raum wurde bisher noch keinem Fotografen zugestanden.
Im Untergeschoss des Hauses ist außerdem gleichzeitig eine hochkarätige Picasso-Schau zu sehen. Dieser anspruchsvollen Positionierung des Fotografen im “Kunstrahmen”, steht Newtons eigene, sehr nüchterne Einschätzung seiner Rolle und seines Werks diametral entgegen. Ohne falsche Bescheidenheit und offensichtlich nicht unzufrieden mit dem Status, nennt er sich einen Gebrauchsfotografen, der mit Kunst und Kunstfotografie nichts zu tun hat und intellektuelle Statements zu seiner Arbeit ablehnt. Was also lässt das Publikum zu seinen Bildern ins Museum strömen? Das lebhafte Interesse verdankt sich sicher nicht allein dem mit Glamour und Reichtum assoziierten Namen des Fotografen oder der voyeuristischen Lust an den Sujets. Newtons narrativ aufgeladenen Bildinszenierungen, die provozierende Darbietung des weiblichen Körpers als Instrument der Verführung und die coolen Power-Frauen, die obsessiv seine Bildvorstellungen bevölkern, treffen vielmehr einen Nerv der Zeit. Newton hat das Bild der zeitgenössischen Frau mitgeprägt.
Die Werkschau mit 350 Großformaten aus vier Jahrzehnten, in der Männer nur als Statisten vorkommen, sieht man von der Serie der Porträts ab, bietet viel neues und bisher nicht gezeigtes…