Sabine Schütz
Helmut Newton
»Porträts, Mode, Akte«
Rheinisches Landesmuseum Bonn, 2.4.-24.5.1987
Er gilt als der Fotograf der Reichen und Erfolgreichen und zählt selber zu den einfluß- und erfolgreichsten Fotografen unserer Zeit: der Deutsch-Australier Helmut Newton, dem das Rheinische Landesmuseum in Bonn nun seine mit rund 250 Fotografien bisher umfangreichste Retrospektive einrichtete. Die Ausstellung, die noch in mehreren europäischen Städten Station machen und schließlich 1988 in Berlin zu Ende gehen wird, spannt einen Bogen von Newtons frühen Selbstporträts der 30er Jahre bis hin zu seinen unterkühlt-erotischen Szenarios der jüngsten Zeit. Busen und Beine, Glanz und Glamour, S + M (= Sex und Macht) – solche Stich- und Schlagworte fallen jedem ein, der sich schon einmal, in Mode- und Herrenmagazinen wie Vogue oder Playboy, mit Fotografien Helmut Newtons konfrontiert sah. Und eine Konfrontation ist die Begegnung mit diesen Bildern der vollendeten Künstlichkeit allemale. Denn Newton ist ein unbestechlicher Beobachter menschlicher Verhaltensformen; er kennt die Rollen und Masken, ohne die ein Leben, zumal in der eitlen, in sich selbst verliebten Welt der Haute Couture und Upper Class, unvorstellbar ist. Mit erbarmungsloser Schärfe porträtiert Newton die narzißtischen Posen und Starallüren seiner hochherrschaftlichen Modelle – und erweist sich doch als in höchstem Maße sensibel, selbst noch für die scheinbar unbedeutendsten Details. Das Einfühlungsvermögen, das Newtons Fotografien an den Tag legen, beschränkt sich dabei keineswegs auf die Person des – oder genauer: der – Porträtierten, sondern schließt auch den Betrachter mit ein, dessen Angst- und Wunschträume Newton allzu bekannt sind, und die er souverän, quasi beiläufig, in Aufruhr…