Helmut Middendorf
Staatliche Kunsthalle, Baden-Baden
Zweimal Helmut Middendorf: In Baden-Baden fast zur gleichen Zeit wie in Düsseldorf. Das ist Zufall und hat nichts mit der Notwendigkeit zu tun, daß auch so renommierte und allgemein mehr fürs Anerkannte reservierte Häuser wie die Kunsthalle an der Lichtenthaler Allee hart am Wind des aktuellen Kunstgeschehens bleiben möchten. Eine Planungslücke zwischen zwei großen Ausstellungen (dort Rodschenko, hie Jawlenski) sowie die Courage von Katharina Schmidt, Direktorin daselbst, machten es möglich, daß Helmut Middendorf im großen Saal zwei Wochen lang, wann und wie er wollte, malen konnte. Titel der Mal-Aktion: “Die Umarmung der Nacht”.
Um es vorwegzunehmen: Das Werk ist ihm – obwohl am Ende alle vier Wände bemalt waren – nur zur Hälfte gelungen. Dabei fing alles gut an. Bereits wenige Tage nachdem Middendorf mit der Arbeit begonnen hatte, “stand” die erste Wand – eine dunkle Silhouette dunkler Häuserblocks vor ultrablauem Nachthimmel. Davor eine einsame Figur, rot gerändert. Auf der linken seitlichen Wand folgte ein Eigenzitat: Beinahe wörtlich übernahm Middendorf dort seine auch in Düsseldorf ausgestellte “City of The Red Nights III”. Und auf der Stirnwand war schon jene übergroße Figur zu sehen, die über sich hinaus ins stuckverzierte Deckenfries griff und später eine der Schwachstellen des Ensembles werden sollte.
Middendorf hatte sie zuletzt in eine rote, in sich nirgends differenzierte Fläche eingebunden. Doch die raumgreifende Spannung, die zu erwarten gewesen wäre aus der direkten Gegenüberstellung einer großen, monochrom roten Fläche da, gegen eine tiefblaue Fläche dort, blieb aus. Hinzu kam, daß die rote Wand flankiert wurde von ziemlich…