Doris von Drathen
Helmut Federle
Museum Haus Lange, Krefeld, 15.1.-15.3.1989
Kunsthalle Bielefeld, 19.3.-7.5.1989
Kunstverein, 20.5.-2.7.1989
Kein Bild auf der Welt inspiriert die Seele und löst die Zunge so wie der Haddschar, der “Schwarze Stein” in der Kaaba von Mekka. Die Erfahrung, daß Bilderlosigkeit den Geist nährt, ist alt.
Als Malewitch 1913 diese Erfahrung in die Kunst holte mit seinem Bild “Schwarzes Quadrat”, war das eine Revolution, die zehn Jahre später von Mondrians geometrischen “Compositions with Red, Yellow and Blue” nicht übertroffen werden konnte. Wenn heute der 1944 geborene Schweizer Helmut Federle geometrische Bilder malt, bezieht er sich zwar hier und da auf Malewitch (wie beim Schwarzen Quadrat des Großmeisters hat auch Federles “Zeichen der geteilten, eingeschlossenen Ganzheit”, 1984/86, die berühmte fliehende obere rechte Ecke) oder auf Mondrian (wie bei den Farbbänder-Bildern “New York City” von 1942-44 Gelb und Schwarz dominieren, haben auch Federles auf geometrische Linien reduzierte Stadtsilhouetten von New York diesen Farbkontrast).
Trotzdem ist es lächerlich eng gedacht, ihn in die Schublade des “Neo-Geo” zu sperren, wie auf den vergangenen Kunstmärkten geschehen. Denn Helmut Federle steht gerade in diametralem Gegensatz zum Neo-Geo-Trend, dessen Wortführer die Subjektivität, die Identifizierbarkeit, die individuelle Handschrift, die Emotionalität negierten und starre, kalte Anonymität propagierten.
“Innerlight” heißt 1985 ein Bild, das wie ein impressionistischer Sonnenaufgang anmutet. “The Death of Wladimir Majakowskij”, 1983, erinnert in expressiv-abstrakter Umsetzung an ein Schweißtuch der Veronika. Beide Bilder sind keine Ausbrüche, sondern tauchen in den geometrischen Bildern als konstituierende Elemente immer wieder auf – in “Okinawa II (Dedication Yukio Mishima)”, 1987, scheint das große weiße Kreiszeichen an…