Hella Berent
Installation im Kunstforum München vom 10. Juni bis 8. Juli 1983
Gibt es eine Poesie ohne Worte? In Hella Berents Installation upside-down – Gefühlsstürze – oder die Grube des Wunderbaren wurde eine solche Poesie Wirklichkeit. Sie verwandelte diesen Betonbunker unter dem Altstadtring in einen Zaubergarten, in dem alle Gegenstände zu schweben schienen. Und doch hatte sie keineswegs den Boden außer Acht gelassen. Ein blaues Band durchkreuzte den ganzen Raum. An seinen Enden standen wolkenkratzer-ähnliche Gebilde aus silbern glänzendem Metall, umgeben mit Splittern aus dem gleichen Material. Bei jeder darüberfahrenden Straßenbahn erzitterten die Metallplatten und die Splitter klirrten als zerbröckelten sie immer weiter. Da kam Hella Berent der Zufall zu Hilfe und doch war diese hörbare Erschütterung symptomatisch für die gesamte Installation: nichts war massiv, nichts schien fest verankert. Der Torfturm, Symbol für die akzeptierte Erdenschwere der Nordländerin, bröckelte ab; die Metallbrücke war leicht verbogen und gar nicht massiv. Selbst die Zeichnungen waren flüchtig direkt auf die Wand gebracht und damit nur für kurze Dauer bestimmt. Die gezeichneten Menschen hatten keine Erdberührung und waren häufig auf Köpfe reduziert, die dann unter der Decke schwebten. Von dort hing auch ein Metallkorb herab, der in den überall verstreuten Texten als Kopfkasten bezeichnet wurde. Er war mit pflanzlichen Emblemen gefüllt und in völliger Umkehrung des Begriffes Verwurzelung oben angebracht. Aber oben und unten, das waren hier ohnehin vertauschbare Begriffe, eben upside down. Schließlich befanden wir uns im Untergrund und oben war damit zugleich unten. So waren auch die blauen Bänder keine Bäche, sondern die…