Jürgen Raap
Helge Hommes
»Morgenland«
Stadtmuseum Siegburg, 29.6. – 24.8.2014
Auf „youtube“ kann ein Interview mit Helge Hommes angeklickt werden, in dem er die von Joseph Beuys postulierte „Soziale Plastik“ als „eine der dringlichsten Aufgaben, die die Menschheit heut zu tage vor sich hat“ bezeichnet. Man vermag im philosophischen Denken von Joseph Beuys durchaus Bezüge zum Idealismus und zur Romantik des 19. Jh. erkennen, doch die „Waldarbeiten“ von Hommes stehen keineswegs in einer intellektuellen Traditionslinie zur Romantik, die von Carl Maria von Webers Oper „Der Freischütz“ (1821) bis zu den Waldbildern von Max Ernst Ende der 1920er Jahre reicht. Denn wo der „deutsche Wald“ bei Heinrich Heine als Gegenbild zur französischen Urbanität apostrophiert wird und in der Lyrik des 19. Jh. ansonsten zumeist als Sehnsuchtslandschaft geschildert wird, entromantisiert und entmystifiziert Helge Hommes diese Waldmetapher durch den Einsatz von Sperrmüll: freiwillige Helfer haben lackierte Latten, hölzerne Regalteile, Bretter mit schmutzigem Leinenbezug und die Überreste eines zerdepperten Klaviers herangekarrt. Sie werden im Ausstellungsraum miteinander verschraubt, und im Laufe der Ausstellung wächst dieses Konvolut zur Form eines Baumes heran.
Man denkt beim Anblick dieses Sperrmüllbaumes unwillkürlich an die Beuys’schen „Wirtschaftswerte“ und an seine Theorie von deren Umwandlung in Energie: das weggeworfene organische Material Holz wird als Relikt unserer Konsumgesellschaft zivilisatorisch entwertet. Als Müll taugt es im Alltag aber immerhin noch als Brennmaterial.
Das Feuermachen wiederum ist eine zivilisatorische Urleistung des Menschen, denn erst die Nutzung des Feuers ermöglicht das Empfinden einer binären Opposition zwischen Natur und Kultur, wie sie Claude Lévi-Strauss in seinen „Mythologiques“ am Beispiel…