Helga Schönemann und Joachim Czichon
Kunststiftung Baden-Württemberg, Stuttgart
Helga Schönemann und Joachim Czichon ist die jüngste Ausstellung der Kunststiftung Baden-Württemberg gewidmet, einer mäzenatischen Institution, die auf Initiative von Politikern der im Landtag vertretenene Parteien 1977 gegründet wurde, um möglichst unbürokratisch und flexibel alle Bereiche der bildenden Kunst zu fördern, Czichon setzte sich zunächst jahrelang ausschließlich mit dem Aktzeichnen auseinander, um schließlich von der rein theoretischen Bewältigung des formalen Problems, vom Abbild zu einem Innenbild, einer psychologi-sierenden Interpretation zu gelangen. Als nächster Schritt folgte die Auflösung der Figur, die von einem vehementen Bewegungsduktus zeugt. Die neuesten Arbeiten, deren Bildträger ausschließlich Papier und Nessel ist, sind wieder geschlossener, zentrierter, die transparente Kalligraphie wurde mittels schwarzer Farbflächen akzentuiert. Helga Schönemann, die erst über die Gebrauchsgrafik, Porträtmalerei und Pressezeichnungen schließlich zur freien Malerei gelangte, strebt nunmehr, nach jahrelanger Fixierung auf den Gegenstand, eine immer stärkere Reduzierung der Mittel an. Ihre Collagen setzt sie ausschließlich aus Wellpappe zusammen, wobei sie hierbei neben der Dreidimensionalität der Reliefoberfläche von den Variationsmöglichkeiten eines scheinbar so simplen Materials fasziniert war. Eine spontane Assoziation an Dächer wird noch dadurch verstärkt, daß sie die Wellpappe mit zerriebener Ziegelfarbe einreibt. Allerdings werden bei dieser ausschließlichen Verwendung eines einzigen Materials auch Gestaltungsgrenzen erkennbar, besonders wenn man über den vordergründig sichtbaren in den assoziativen Bereich gelangt.
Dorothee Müller
