Ronald Berg
Helen Mirra
»Gehend (Field Recordings 1 – 3)«
KW Institute for Contemporary Art, Berlin, 27.11.2011 – 29.1.2012
Die kleinen Zweige und zarten Äste ähneln japanischen Tuschezeichnungen. Kaum mehr als ein paar Striche, schwarz auf roher Leinwand sind es, die aus je sieben Teilen aneinandergereiht eine mal mehr mal weniger gefiederte, horizontale Linie ergeben. Doch sind diese Zweige in Wirklichkeit keine Zeichnungen und auch nicht mit dem Pinsel entstanden. Vielmehr sind es Abdrucke der Natur selbst. Die US-amerikanische „Minimal“-Künstlerin Helen Mirra hat sie auf Wanderungen in der Umgebung von Zürich gefertigt. Die Leinwände hatte sie in ihrem Rucksack dabei, die Zweige fand sie am Erdboden. Mit Tusche eingefärbt erfolgte der Abdruck vor Ort, in situ. Daher der Titel der Arbeiten: Field Recordings. In drei verschiedenen Gegenden war Mirra wandernd und ‚aufnehmend’ 2010 unterwegs. In den Berliner Kunst-Werken ist jeder Region eine eigene Etage vorbehalten. Neben der Schweiz, war Bonn Ausgangspunkt von Wanderungen zwischen Rhein und Schiefergebirge. Als dritte Location fungierte die Großstadt Berlin. Bei den Rheinischen Arbeiten sind die einzelnen Leinwandbögen jeweils zu größeren Blöcken arrangiert, in denen die Abdrücke als zwei horizontale Linien übereinander sichtbar werden und so an die gestaffelten Umrisse von Bergketten erinnern könnten.
Doch solche landschaftlichen Assoziationen wären mehr der einer Sehgewohnheit geschuldet als intendiert. Den Serien liegt vielmehr etwas Konzeptuelles und Systematisches zugrunde.
Innerhalb der einzelnen regionalen Wanderungen entstanden stets je sieben Drucke pro Tag, jeweils im Abstand von einer Stunde. Rund einen Monat blieb Mirra jeweils vor Ort. So entstand ein umfangreiches Konvolut von Abdrucken, deren Kombination…