Hannover
Helen Cammock behind the eye is the promise of rain
Kestner Gesellschaft 26.02.–22.05.2022
von Michael Stoeber
Helen Cammock eröffnete ihre Ausstellung in der hannoverschen Kestner Gesellschaft mit einer Performance. Sie hätte für die britische Künstlerin, geboren 1970 in Staffordshire als Tochter einer weißen Engländerin und eines schwarzen Jamaikaners, typischer nicht sein können. Sie sang und sprach eigene und fremde Texte auf einer nach ihren Wünschen gebauten Bühne und einem Laufsteg, der an ihren Werken entlangführte. Der Abend erinnerte daran, dass Cammock in ihren Teenager-Jahren als Sängerin von Folksongs aufgetreten war. Vor allem aber stand er im Zeichen von antirassistischer Emanzipation und Befreiung, für die exemplarisch die Namen von Schriftstellern und Dichtern wie Frantz Fanon, Malcolm X und Langston Hughes stehen, aus deren Werken die Künstlerin zitierte. Aber auch die Negro Spirituals, karibischen Folksongs und die Songs von Nina Simone, die Cammock sang. Die Klage über das unvollendete Projekt der Aufklärung, die in ihnen spürbar wird, verbindet sich subkutan mit der Hoffnung auf bessere Zeiten.
Genau diese ambivalenten Gefühle angesichts des gesellschaftlichen Status quo spiegelt in metaphorischer Manier auch Cammocks abstrakte Deckenmalerei im großen Kuppelsaal der Kestner Gesellschaft. Je nach Blickwinkel fühlt man sich durch sie an eine sich verdunkelnde oder aufhellende Sonne erinnert. Nicht anders geht es einem mit dem poetischen Satz, der sie begleitet. Er hat der Ausstellung den Titel gegeben: „behind the eye is the promise of rain“. Das Wasser, das sich hinter unseren Augen sammelt, lässt an Tränen denken. Sie werden in Trauer vergossen, können uns aber auch Erleichterung…