Michael Hübl
Helden
Deutsche Kunst im 20. Jahrhundert – Malerei und Plastik
Kurzer, beinah königlicher Auftakt
Am 8. Februar mag sich Peter Beye gefühlt haben wie weiland Herzog Friedrich II. von Württemberg, als er 1806, drei Jahre nachdem man ihm die Kurfürsten-Würde zuerkannt hatte, König von Napoleons Gnaden wurde. An diesem 8. Februar nämlich erklärte Christos M. Joachimides, der zusammen nut Norman Rosenthal und Wieland Schmied die Jahrhundertschau »German Art in the 20th Century« konzipierte und organisierte: Ohne Beye, den Direktor der Württembergischen Staatsgalerie in Stuttgart, sei die Ausstellung, die hierzulande unter dem Titel »Deutsche Kunst im 20. Jahrhundert« zu sehen ist, gar nicht zu verwirklichen gewesen. Und um seine Aussage durch eine Handlung zu bekräftigen, streckte Joachimides einladend den Arm nach Beye aus – eine generöse Geste, die sowohl des Museumsdirektors Aufnahme in den Dreibund der Ausstellungsmacher symbolisieren, als auch Eintracht demonstrieren sollte.
Galt der gleichsam weihevolle Akt auch dem Leiter der Württembergischen Staatsgalerie, so mußten sich doch die Stuttgarter mitgeschmeichelt fühlen. Immerhin war Peter Beye soeben ostentativ in die Riege internationaler Ausstellungsmacher eingereiht und als gleichrangig anerkannt worden. Dabei hatte man sich noch vor viereinhalb Jahren an einem hochkarätig besetzten Podium öffentlich den Kopf darüber zerbrochen, ob denn nun »Stuttgart: Kunstprovinz oder Kunstmetropole?« sei. Es handelte sich damals um jene denkwürdige Veranstaltung im September 1981, bei der Manfred Rommel, Oberbürgermeister von Stuttgart, an der Kunst die »Mode des Negativen« bemängelte. Von Lazlo Glozer zu mehr Präzision stimuliert, wandte sich das Stadtoberhaupt zu Joseph Beuys, der mit Rommel und Glozer, Wieland Schmied…