Jürgen Raap
Heinz Zolper
»Zeichmal«
Galerie Pamme-Vogelsang, Köln, 5.9. – 31.10.2014
Das klassische Früchte-Stillleben ist in der Kunstgeschichte mit dem französischen Begriff „nature morte“ als Wiedergabe toter bzw. regloser Gegenstände definiert. Bis sich im Hoch- und Spätbarock das Prunkstillleben mit überwiegend dekorativen Intentionen durchsetzte, galten solche „nature morte“-Motive als Sinnbild für den organischen Verfall und die existenzielle Vergänglichkeit alles Natürlichen. Heinz Zolper konterkariert dieses Prinzip, indem er eine Zitrone, Trauben und einen Apfel auf einem Tisch arrangiert, und zwar unter einer transparenten Frischhaltefolie, wobei ihn als Maler formal die Lichtreflexionen auf der Folie besonders interessieren („Ohne Titel“, 2014). Wenn sich in der modernen Küchentechnik in solchen Frischhaltefolien Lebensmittel länger zum Verzehr eignen sollen, versucht man damit den natürlichen Verfall aufzuhalten. Konservierung von Organischem bedeutet immer eine Negation des Todes, und dies gilt als symbolische Geste auch für dieses Stillleben, bei dem der Künstler zudem nicht die sonst übliche Ansicht von vorne und von der Seite wählte, sondern den Blick von oben.
Solche Bilder in mittelgroßem Format empfangen den Galeriebesucher im vorderen Ausstellungsraum. Wie das Stillleben mit der Zitrone, so ist auch der „Hundegott“ (2014) von einem grünen Kreis und schmalen grünen Säulen umrahmt, und bei der „Stimme der Natur“ (2014) als Visualisierung des Gartens Eden überdecken in analogem Duktus schlangenähnlich gewundene Formen die beiden Feuervögel als interkulturelles Zitat aus der japanischen Kunstgeschichte. Ausstellungsdramaturgisch schließen sich daran andere Werkgruppen an, nämlich lasierende Übermalungen von Briefmarkenbögen und von philatelistischen Ersttagsbriefen, Zeichnungen auf Kunstdrucken und außerdem Skulpturen. Sie enthalten Briketts als Hauptmaterial, und dabei werden…