Jürgen Raap
Heinz Zolper
»Zolpereien« – Malerei und Plastik
Galerie Skala, Köln, 13.2. – 18.4.1998
In manchen hiesigen China-Restaurants läßt sich studieren, wie die altchinesische Tuschemalerei eine gebrauchskünstlerische Umwertung und sogar eine Transformation zum Kitsch erfahren hat. Solche Landschaftsmotive in altem Malstil findet man heute an Paravents oder als Teil von Sitznischendekor. Sie bieten Heinz Zolper einen Fundus, die historische und soziologische Filterung von Kultur zu befragen, selbst weitere Filterungen vorzunehmen und dabei mitunter auch in einer krassen Kombinatorik von höchst heterogenen Dingen das Heilige mit dem Banalen zu mischen. Wenn Zolper in seine plastische Installation “Dame mit China” ein gedrechseltes Holzgestell aus dem Asiatica-Laden einfügt, wird das dem Kunstgewerbe Entlehnte wieder zur Kunst, ohne daß seine Herkunft geleugnet wird.
Dabei geschieht ein höchst doppelbödiges Spiel mit der Illusion nachgemachter Gegenstände: den hölzernen Damenköpfen werden Brotscheiben, Kartoffeln oder Steine aus Plastik beigegeben, die normalerweise in der Schaufensterdekoration von Lebensmittelläden so lebensecht wie eine reale Kartoffel wirken sollen. Sie stellen Gegenstände dar, sind aber nicht der Gegenstand selbst. Als “Zolpereien” (so der Ausstellungstitel) erfahren sie eine Brechung und zugleich eine ikonologische Verdoppelung, indem nämlich zu ihrer ursprünglichen Konnotation als Dekorationsstück noch die künstlerische Ironisierung des “ready made”-Begriffs hinzukommt. Hatte Magritte mit seinem berühmten “Ceci n’nest pas une pipe” die Beziehung zwischen dem Gegenstand und seinem Abbild entkoppelt, so setzt Zolper einer solchen Negation ein ironisches Bekenntnis zur Illusion entgegen: ausdrücklich heißt es bei ihm “Dame mit Brot” und nicht “Dame mit Brotimitation”.
Die wechselseitige Chiffrierung und Dechiffrierung von Gegenständlichkeit hat Zolper zuvor in der Malerei…