Jürgen Raap
Heinz Zolper
Neue Galerie, Bad Marienberg, 30.9. – 22.10.1995
Heinz Zolper malt und proklamiert damit gleichzeitig “das Ende der Malerei”. Das ist paradox, und diese Paradoxie löst sich auch nicht in der Differenzierung auf, gemeint sei damit nicht etwa das Ende der handgemalten Bildproduktion, sondern der Drang nach der Neuerfindung einer Bildikonografie und der Ausformulierung neuer Stilismen. Denn in seiner jüngsten Ausstellung präsentiert Zolper zwar auch weitere Varianten seiner nunmehr fast 20 Jahre andauernden idealisierten Portraitierung einer blonden Dame in sparsam colorierten Umrißzeichnungen und unterstreicht damit sein ästhetisches Bekenntnis zur Stereotypie, aber in der Exponaten-Liste überwiegen gleichzeitig jene immer wieder anders formulierten phantastischen Szenerien, in denen z.B. der Hl. Michael als Erzengel der Verkündigung zusammen mit einem Küchenmixer auftritt oder der Teufel auf einem Kinderdreirad fährt. Doch auch wenn ein grüner Zentaur sein Schwert zum Kampf gegen den Stil erhebt, bedeutet dies eben nicht, daß es innerhalb der Zolperschen Bild- und Vorstellungswelt keine neuen Kammern zu betreten gäbe.
Da es aber hierbei keinesfalls um “ästhetische Neuaussagen” ginge, wie auch die Galerie in ihrem Einladungstext verlauten läßt, wäre es dann auch nicht hilfreich, z.B. aus der (Innen)-Architektur den begrifflichen Unterschied zwischen “Neuanlage” und “Renovierung” heranzuziehen. Längst Vorhandenes bzw. bereits allgemein Bekanntes trifft unvermutet aufeinander, d.h. Zolper inszeniert unermüdlich und lakonisch Begegnungen zwischen verschiedenen kulturellen Ikonen, die bislang noch keinen bildlichen Kontakt zueinander hatten: So ist eine Madonnendarstellung mit Zitaten aus der japanischen Malerei umgeben, werden Momente aus der Magie und Alchimie, der christlichen Sakralkunst, science-fiction-Monster, die indische Göttin Kali, heraldische Löwenfiguren und…