Jürgen Raap
Heinz Zolper
»Keine Kunst – kein Stil«
Kunstverein Ulm 17.3. – 21.4.1991
Kunstverein Siegen 14.11. – 15.12.1991
Der Ausstellungstitel “Keine Kunst – kein Stil” war nicht etwa als provozierend oder zumindest irritierend gemeinter Gag gewählt, sondern umreißt Heinz Zolpers theoretisch-philosophischen Ansatz zu einer Neubestimmung der Malerei. Die überlieferten kunsthistorischen Kategorien Zeitstil, Nationalstil und Persönlichkeitsstil greifen nicht mehr in einer Epoche, die unter “Stil” eher “styling” versteht und statt der Besinnung auf geographisch fixierbare Formtraditionen (oder deren Gegenpol à la “neuer deutscher Zynismus”) eher dazu animiert, das ikonologische Inventar zu einem “multikulturellen “Wetterleuchten” (K. Kühnast) zu verdichten: Madonnenmotive, japanische Geishas, Kitschfiguren und kostbare Kristallschalen, Magier und Spielzeug, Tarotkarten und Porzellantiere dienen Zolper als Modell zur Abbildung.
Dies ist nicht etwa ein Zusammentreffen sich eigentlich gegenseitig ausschließender Gegenstände nach dem surrealistischen Zufallsdiktat, sondern im Prinzip des bisweilen recht unverfroren vorgetragenen Zitats ein Ausschöpfen verschiedener Kulturtraditionen und Ideensysteme. Stil bedeutet gemeinhin auch Einheitlichkeit in der Bildsyntax, sowohl auf das einzelne Werk als auch auf eine Bildserie innerhalb einer bestimmten Schaffensphase bezogen. Doch wo auch Sigmar Polke und Gerhard Richter zeitgleich schon seit längerem zwischen krassem Realismus und konsequenter Abstraktion verschiedene Stilebenen nebeneinander benutzen und damit der monographischen Sicht der Kunstwissenschaftler ein Schnippchen schlagen, erlaubt sich Zolper ebenso, bisweilen auch noch radikaler, eine eindeutige Absage an die Koppelung zwischen Werk und Identität.
Den romantisch verklärten Schöpfermythos mit Lobpreisung des Handgenialen, das Ausschalten persönlicher Handschrift, hat die Kunst dieses Jahrhunderts immer wieder thematisiert, wo sie die Widersprüche zwischen den selbst definierten Produktionsbedingungen und der außerkünstlerischen gesellschaftlichen Realität spürte. Der…