Martin Pesch
Heinz Gappmayr
Kunsthalle Wien, 3.9. – 2.11.1997
Kunsthalle Budapest, 5.12.1997 – 4.1.1998
Am Anfang dieser Ausstellung weht einem der Atem eines künstlerischen Aufbruchs an. Ein Aufbruch allerdings, dessen Ausdruck kaum karger und bescheidener vorzustellen ist. Schwarze Schreibmaschinenschrift auf weißem Papier, ein Wort, typografisch gestaucht oder gesperrt, aufgelöst in seine Buchstaben und die wiederum verteilt auf die Bildfläche, ein DinA4-Blatt.
Der 1925 geborene und in Innsbruck lebende Heinz Gappmayr gehörte Anfang der sechziger Jahre zu einer internationalen künstlerischen Bewegung, die die Materialität der Sprache interessierte. Diese Bewegung bekam unterschiedliche Richtungen wie Konkrete Dichtung oder Visuelle Poesie, zu denen Heinz Gappmayr immer wieder gerechnet wird, in denen sein Werk aber nie ganz aufgeht. Er gehört zu den ersten, die Sprache und ihre typografische Darstellung in der Bildenden Kunst benutzten, und zählt damit zu den Wegbereitern der Sprachbenutzung und Sprachkritik, wie sie in der Concept Art auftauchten.
In der chronologisch aufgebauten Ausstellung wird auch deutlich, wie wenig Gappmayr von Beginn an mit den auf Mallarmé zurückgehenden Versuchen zu tun hat, aus der Befragung des Sprachmaterials poetische Funken zu schlagen. Dennoch ist die Verwendung der Sprache bei ihm nie konserviert in reiner Selbstbezüglichkeit, sondern ist plaziert vor dem semantischen Horizont. Auffallend ist dabei, daß Gappmayr am Beginn seiner künstlerischen Arbeit Begriffe verwendet, für die es keine visuelle Entsprechung gibt. Das als Schrift dargestellte Wort ist deshalb das bildnerische Mittel, um zu visualisieren, was es bedeutet.
In “alles” (1962) zum Beispiel ist dieses Wort in der oberen Hälfte des Blattes gesperrt geschrieben und in der unteren Hälfte sind…