Peter Funken
HEIMSPIEL: Standort – Sport – Spektakel
»Zur Endlichkeit des Spiels«
Neue Gesellschaft für Bildende Kunst / NGBK, Berlin, 03.06.06 – 09.07.06
Die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 steht kurz vor ihrem Anpfiff – wir haben jetzt schon genug von corporate WMania, Du-bist-Deutschland, RFID-Chips, friendly racism, Nation-Branding, Sicherheitswahn, public viewing-areas, übergroßen Kopfschmerztabletten, Beckenbauer, Blatter und Goleo”, schrieben die Kuratoren im Pressetext der Ausstellung “Heimspiel”, die wenige Tage vor dem ersten WM-Spiel eröffnet wurde. Während allerorten Kunst- und Dokumentarausstellungen zum Thema stattfanden, war “Heimspiel” wahrscheinlich die einzige Ausstellung, die den Ball konsequent raus hielt und sich ausschließlich auf ökonomische, politische und soziale Implikationen der WM in Deutschland einließ. Fußball, ehedem die “schönste Nebensache der Welt”, ist heute zu einem gigantischen Event verkommen und die Werbezeile “Die Welt zu Gast bei Freunden” hätte eigentlich heißen müssen: “Die Medien zu Gast bei der FIFA”. Spätestens seit der Coca Cola-Olympiade von Atlanta ist klar, dass das Medienereignis Sport in erster Linie dazu dient, das ganze große Geld zu machen. Den Fakt alleine sollte man aber nicht allzu moralisch bewerten, denn um Geld geht es derweil fast überall, nicht nur im Sport – und warum sollten in diesem gesellschaftlichen Bereich andere Regeln gelten als im Bereich von Kunst, Tourismus, Unterhaltung oder Rüstung. Die WM in Deutschland hat darüber hinaus einen besonderen Charakter, denn mit ihr wird wie nebenbei, jedoch ökonomisch motiviert und mit dem Begriff der Gastfreundschaft verbrämt, ein neues, positives Nationalgefühl eingeübt. Die Kuratoren von “Heimspiel” benennen diesen Kontext mit der Überschrift “Ohne Geschichte in die Zukunft”….