Heimo Zobernig: Skulptur und System
Ein Gespräch von Thomas Wulffen
Heimo Zobernig gehört zu einer jungen Generation von österreichischen Künstlern, die in besonderer Weise in ihren Arbeiten das System Kunst thematisieren. Dabei arbeitet Heimo Zobernig weitgehend skulptural, aber dehnt dieses Konzept auch auf nichtplastische Arbeiten aus.
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Thomas Wulffen: Ihre Arbeiten haben auf den ersten Blick eine spezifische Präsenz, die durch Form und Materialität sich selbst vorführt. Ist dieser Versuch, Skulptur an sich zu zeigen, intendiert?
Heimo Zobernig: Nein und ja, ich habe ja keine klassische Bildhauerausbildung hinter mir. Daraus folgt wahrscheinlich eine ganz andere Herangehensweise an die Sache. Ich habe damit begonnen, Dinge herzustellen, die Skulpturen sein könnten, nicht an sich, sondern solche, als ob.
Ihren Arbeiten wird immer ein Reflex auf die minimalistische Skulptur unterstellt. Ist das zutreffend?
Unter anderem. Das minimalistische Formenvokabular ist ja mittlerweise durchgesetzt und ist in optimierter Form auch im Alltäglichen anzutreffen. Man tut so, als könnte man heute gar nicht daran vorbei, deshalb interessieren mich die möglichen Korrekturen und Umdeutungen.
Im Gegensatz zu den Minimalisten verwenden Sie ja eher arme Materialien wie Preßspan.
In den meisten Fällen haben die ja die traditionalen Bildhauermaterialien verwendet – edel, schwer und so weiter. Ich fetischisiere das Material nicht. Mich interessiert es, die Form zu kopieren. Das simpelste Mittel erschien mir das geeignetste: der Karton, den ich dann mit einer Farbschicht, Lack, überdeckt und zurücktreten habe lassen. Der Blick trifft auf die Oberfläche, und das genügt, um die Form vorzuführen. Ob es ein Stahlblock ist oder Karton, läßt sich nicht gleich erkennen. Der Rest wird im…