Ronald Berg
Heimat Moderne
“Die Wurzel der Geschichte aber ist der arbeitende, schaffende, die Gegebenheiten umbildende und überholende Mensch. Hat er sich erfaßt und das Seine ohne Entäußerung und Entfremdung in realer Demokratie begründet, so entsteht in der Welt etwas, das allen in die Kindheit scheint und worin noch niemand war: Heimat.” Mit diesem berühmten Satz endet Ernst Blochs Buch “Das Prinzip Hoffnung”. Unter den Prämissen Blochs mag ein Kunst-Projekt mit Namen “Heimat Moderne” paradox erscheinen. Schließlich bezeichnet der Heimat-Begriff des Sozialisten Bloch eine Utopie. Die Moderne gilt dem Zeitgeist inzwischen ohnehin als gescheitert. Das Verdikt trifft insbesondere das Experiment des realen Sozialismus. Daß die modernistische Phase der DDR, also vor allem die 60ziger und 70ziger Jahre, bei den in dieser Zeit Aufgewachsenen vielleicht doch so etwas wie Heimatgefühle weckt, ist eine der Grundannahmen für das 2005 in Leipzig veranstaltete Projekt “Heimat Moderne”. Von März bis September gab es in drei Stadträumen (Augustusplatz, Musikviertel, Areal Brühl) über 70 Veranstaltungen mit über 140 beteiligten Künstlern, Musikern, Filmemachern und Schaupielern. Die Förderung durch die Kulturstiftung des Bundes ermöglichte das Unternehmen, getragen wurde es aber von einer handvoll lokaler Initiativen und Institutionen, die sich im Verein Experimentale e.V. zusammengeschlossen hatten. Beteiligt waren unter anderen das Büro für urbane Projekte und die Galerie für Zeitgenössische Kunst.
Das vorliegende Buch dokumentiert das Projekt und vertieft das Thema durch zahlreiche Bilder, Interviews und Essays weiter. Leipzigs Stadtraum mit seiner inzwischen schon beseitigten oder von Abriß bedrohten Moderne bildet den Anknüpfungspunkt. Die künstlerischen Projekte, etwa eine Theateraufführung in den…