Michael Nungesser
Heimat Kunst
Haus der Kulturen der Welt, Berlin, 7.4. – 2.7.2000
Während sich das 1989 gegründete Haus der Kulturen der Welt bisher fast ausschließlich Kunst anderer Kontinente annahm, werden jetzt unter dem Titel “Heimat Kunst” Werke von in Deutschland lebenden ausländischen, meist außereuropäischen Künstlern gezeigt. Die Ausstellung in Berlin ist in ein umfangreiches kulturelles Veranstaltungsprogramm eingebettet. Unter dem Motto “Kulturelle Vielfalt in Deutschland” finden in den Monaten April bis Juli in zehn deutschen Großstädten Konzerte, Lesungen, Tanz- und Theateraufführungen, Performances sowie Workshops aller Art statt.
In der Berliner Ausstellung, dem ambitioniertesten Projekt zur bildenden Kunst, stehen neben wenigen malerischen und skulpturalen Werken vor allem Installationen, Fotografien und Videos im Zentrum. Unter rund 200 vorgeschlagenen Künstlern wurden 43 aus 25 Nationen ausgewählt – von Marina Abramovic bis Zhu Jinshi. Einige sind als Kinder von Migranten in Deutschland geboren worden, andere leben und arbeiten seit vielen Jahren hier (von den Ausstellenden übrigens mehr als die Hälfte in Berlin). Doch werden weder ein repräsentativer Querschnitt durch die ausländische Bevölkerung noch ein Beitrag zur Immigration oder zur Frage des doppelten Passes angestrebt. Nicht falscher Populismus, Aktualitätenrummel oder Instrumentalisierung sind das Ziel, erst recht kein “ethnographisches Raritätenkabinett”, wie Sabine Vogel im Katalog vermerkt. Ausgangspunkt ist die Internationalisierung der Kunstszene in Deutschland. Ideengeber Johannes Odenthal schreibt im Programmheft zum Gesamtprojekt: “‘Heimat Kunst’ ist der These gewidmet, dass die Entwicklung neuer künstlerischer Sprachen in Deutschland radikal interkulturell ist, ihre Impulse also in der Begegnung, dem Zusammenstoß oder den Brücken zwischen verschiedenen Kulturen findet.” Bedeutete Internationalisierung in Zeiten der…