Sabine Müller
Heike Weber
Städtische Galerie Villa Zanders,
Bergisch Gladbach, 22.3. – 26.7.1998
Der repräsentative Salon der Villa Zanders ist ein schönes Beispiel großbürgerlicher Ausstattungskunst aus den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts. Die elegante Stukkatur der Wände mit den großen Flügeltüren und Fenstern, der Parkettboden, der Marmorkamin, der Lüster – all diese sorgfältig aufeinander abgestimmten Requisiten post-feudaler Lebensart bilden eine fest installierte Einheit. Die jungen Künstler, die unter dem Titel “Salonstücke” hier auf den Raum bezogene Arbeiten entwickeln, finden eine Situation mit ausgeprägtem erzählerischem Charakter vor, die gleichzeitig museal ist.
“Salonstücke 6” wurde von Heike Weber ausgerichtet. Seit langem befaßt sie sich mit Räumen als soziale Einheiten, deren architektonische und materielle Strukturen die Selbstwahrnehmung des Benutzers/Betrachters steuern. Ihre Manipulationen der Wände, oder wie in diesem Fall, des Fußbodens, werden nicht immer sofort als solche erkannt. Materialien, die nicht zum Hinschauen bestimmt sind, wie Haarnetze, Tintenkiller oder die Rückseite eines Bodenbelags, führen zu einer fortschreitenden Verunklärung der Raumgrenzen, einer bestürzenden Empfindung der Instabilität. Die Mimikry der Mittel macht es dem Betrachter unmöglich, sich auf einen gesicherten Standpunkt zurückzuziehen. Eine weiche Invasion, die auf die eigene Balance zielt.
Faszinierenderweise liegt der verwildernden Dynamik der Arbeiten eine sehr strenge, fast monoton zu nennende Struktur zu Grunde, die sie fest mit dem Raum verklammert und davor bewahrt, ins Leere zu laufen. Heike Weber hält an den Gesetzmäßigkeiten des Raumes grundsätzlich fest – bis zur äußersten Grenze der Belastbarkeit. Im Salon der Villa Zanders wurde ein PVC-Bodenbelag sauber verlegt, mit seiner weißen Rückseite nach oben. Auf diesem Grund wurden…