Jutta Schenk-Sorge
Heike Baranowsky
“death/breath tomb/womb evil/live”
Galerie Barbara Weiss, Berlin, 28.3. – 9.5.1998
Heike Baranowskys Video-Arbeiten bringen einen ins Grübeln. Warum eigentlich vermögen diese unspektakulären Bilder von alltäglichsten Motiven so zu fesseln? Das gilt jetzt wieder für die neue Arbeit der Zweiunddreißigjährigen, die in Berlin und London lebt. Allerdings muß sich der Betrachter die Haltung, die ihre Bilder vermitteln, nämlich geduldige, genaue Wahrnehmung, selbst zu eigen machen, damit sich das Werk entfaltet. Baranowskys jüngste Video-Installation zeigt wiederum nichts weiter als die Hände eines jungen Mannes, die mit kundigen Griffen einen Motorradmotor zerlegen bzw. wieder zusammensetzen. Die stetigen, achtsamen Bewegungen suggerieren einen Menschen, der sich seines Tuns gewiß ist, einen homo faber. (Auch Robert Pirsigs Bestseller “Zen und die Kunst ein Motorrad zu warten” kommt in den Sinn). Der Vorgang enthält zudem ein sinnliches Moment und unterschwellige Erotik in der “glücklichen” Verbindung von wissenden Händen, Öl und Maschinenkörper. Die Präzision des Tuns in den Bildern entspricht der Präzision, mit der die Künstlerin ihre Werke strukturiert und durch sorgfältige Titelwahl in einen weiten Kontext stellt. Die neue Arbeit ist dafür ein glänzendes Beispiel. Als Ausgangsmaterial dient ihr eine Bildersequenz, die vorwärts abgespielt das Zerlegen des Motors zeigt, rückwärts, also spiegelbildlich, den Zusammenbau. Es handelt sich um einen Sachverhalt, einen Vorgang, der von zwei entgegengesetzten Standpunkten aus gesehen wird, eine bevorzugte Strategie Baranowskys. Die beiden Handlungsphasen bilden einen Video-Loop von zwanzig Minuten Länge. Dieses Band läuft simultan auf zwei eng nebeneinanderstehenden Monitoren, allerdings in versetzter Laufrichtung. Nach zehn Minuten, beim Phasenwechsel, herrscht Gleichstand der…