JOSEPH KOSUTH UND HANS KNOLL
IM GESPRÄCH MIT EVA SCHMIDT UND ANDREI SCHWARTZ
ANLÄSSLICH DER ERÖFFNUNG DER KNOLL GALERIE MIT DER AUSSTELLUNG »LUKACS – WITTGENSTEIN«
VON JOSEPH KOSUTH IN BUDAPEST AM 30. SEPTEMBER 1989
E.S.: Hans Knoll, Sie eröffnen mit einer Joseph-Kosuth-Ausstellung die erste westliche Galerie in Budapest. Wie ist die Vorgeschichte?
H.K.: Mit diesem Projekt beschäftige ich mich seit drei Jahren. Ich veranstaltete Ausstellungen ungarischer Kunst in Österreich und Italien, in meiner Wiener Galerie zeigte ich beispielsweise acht der wichtigsten ungarischen Maler der 80er Jahre, die anschließend in Amsterdam im Kunstverein und dann im Wolfgang Gurlitt-Museum in Linz gezeigt wurden. Was die organisatorische Seite des Projekts betrifft: Ich gründete zwei Firmen in Budapest; eine kleine, die inzwischen aufgelöst wurde, machte den Anfang, und jetzt eine größere, ein “joint venture” mit geringer privater ungarischer Beteiligung. Viele offizielle Firmen und Institutionen wollten in diesem “joint venture” mitarbeiten. Da ich die Abwicklung der Ein- und Ausfuhr von Kunstwerken für private Kunden bzw. Museen anbieten möchte und ich mich nicht durch die schon bestehenden Strukturen einengen lassen wollte, habe ich dies prinzipiell abgelehnt. In Einzelprojekten bin ich allerdings offen für eine Zusammenarbeit.
A.S.: Warum eine Galerie gerade in Budapest?
H.K.: Die Situation in einem osteuropäischen Land bietet viele Möglichkeiten, interessante Ausstellungen zu machen. Ich begann in der Wiener Galerie mit wenig Geld, junge österreichische Künstler auszustellen. Damals war es nicht so einfach möglich, auf eine Kunstmesse zu gehen und zu sagen, man möchte sich beteiligen. Man bekam dann zu hören: “Wir kennen Krinzinger, wir kennen Peter Pakesch,…