Hartmut Kraft
HAUS = PERSON
Anmerkungen zu einer Psychologie des Hauses als Bildthema
Ein “gelehrtes Haus” trifft ein “fideles Haus”. Diesen seinen Bekannten hält er jedoch eher für ein “verrücktes Haus”, da dieser mal wieder “ganz aus dem Häuschen” ist. Da sie beide “aus gutem Hause” sind, begrüßen sie sich fast gleichzeitig: “Na, wie geht´s denn so, Du altes Haus?”
Längst vor aller Psychologie zeigt uns die Umgangssprache, dass der Begriff “Haus” oft für eine Person (“altes Haus”), dessen Herkunft (“aus gutem Hause”) oder auch seine Abstammung verwendet wird (z.B. “Haus Habsburg”). Da kann es nun nicht verwundern, dass in Träumen oder Phantasien und Tagträumereien ein Haus als Selbstbild des Träumenden verstanden werden kann. Zumindest ist dies ein fruchtbarer erster Ansatz für eine Deutungsarbeit in jeglicher psychologischen oder psychotherapeutisch-psychoanalytischen Arbeit.1
Was nun in Psychologie und Psychoanalyse für eine einzelne Person gilt, kann auch weitergehend befragt werden, z.B.: Welche Bedeutung haben Häuser in der Kunst – in Zeichnungen, Bildern, Objekten – bzw.: Welche Bedeutungen können ihnen zugeschrieben werden? Wofür stehen sie, in welchem Zusammenhang werden sie verwendet? Und vor allem: Welchen ergänzenden Beitrag kann eine (tiefen-)psychologische Betrachtung, die auch unbewusste Antriebe und Motive umfasst, zusätzlich zu kunsthistorischen, ikonographischen und aktuellen kunstkritischen Untersuchungen liefern? Drei Aspekte sollen in Beantwortung dieser Fragen herausgearbeitet werden:
a) Der Entwicklungsaspekt des Hauses (von der mütterlichen Höhle über das Haus bis zum Sarg als letztem Haus);
b) Der Strukturaspekt (vom Keller als Reservoir des Unbewussten (Es) über das Parterre als Ebene der Realitätsbeziehungen (Ich) bis zum Dach als Sitz des…