Haunted Memories. Landscapes of the Mind
Parallele Bildverfahren im Werk von Erna Rosenstein und Aubrey Williams
von Anna Kipke
In dem Gemälde Ekrany (Screens) von Erna Rosenstein aus dem Jahr 1951 schweben abgetrennte Köpfe, Arme und Hände in einem Rechteck, das sich in einem leuchtenden Blau stark von der nächtlichen Waldszene in dunklen Tönen absetzt [03]. Während die Bäume sich auf der rechten Seite des Bildes in den schwarzen Himmel emporstrecken und mit der dunklen Nacht eins werden, ist der menschliche Körper auf der linken Seite des Bildes ohne Kopf. Zwei weiße Rahmen markieren diese Leerstelle. In surrealistischer Bildtradition zwischen Traumbild und Projektion des Unbewussten scheint sich die Imagination von der Realität abzulösen. In welchem Verhältnis zwischen Imagination und Realität lässt sich die künstlerische Auseinandersetzung mit Flucht-, Diaspora-, und Exilerfahrungen verorten? Die Werke von Erna Rosenstein und Aubrey Williams zeigen die Bandbreite innerer und äußerer Umstände des Verlusts von Heimat und sie verdeutlichen, wie aus diesen durch den Heimatverlust entstandenen Leerstellen, neue Entwürfe von Malerei und Lebensformen entstehen können. Dabei ist es eine Ausstellung im Muzeum Sztuki in Łódź, die anhand dieser Werke, Heimat nicht als individuelle, sondern als kollektive Erfahrung einer transnationalen und transkulturellen Verbundenheit setzt.
Erna Rosenstein: Inner Landscapes
Erna Rosenstein (1913 – 2004)1 ist eine der wichtigsten polnischen Avantgardekünstlerinnen der Nachkriegszeit. Ihre Gemälde und Zeichnungen sind in allen Sammlungen der wichtigen Kunst institutionen in Polen vertreten und in internationale Sammlungen wie unter anderem zuletzt dem Art Institute of Chicago eingegangen.2 Zudem umfasst das Werk der Künstlerin mit jüdischen Wurzeln einen literarischen…