Harun Farocki
Counter Music
Haus der Kunst 10.03. – 28.05.2017
von Jolanda Drexler
In letzter Zeit ist eine deutliche Repolitisierung unserer Gesellschaft festzustellen, was sich in einer durchweg höheren Wahlbeteiligung und vermehrten Parteieintritten manifestiert – sogar junge Menschen, die ja pauschal unter Hedonismus-Verdacht standen, interessieren sich wieder für Politik. So machte „Die Zeit“ vom 23. März mit der Schlagzeile „Die Rückkehr des Politischen“ auf, und selbst auf der Leipziger Buchmesse waren politische Themen allgegenwärtig. Die Ursachen sind sattsam bekannt: breite Erschütterung der Gesellschaft, ausgelöst durch weltweit massiv erstarkenden Rechtspopulismus als eine Folge von islamistischem Terror und unkontrollierten Flüchtlingsströmen. In solch einer politisch wachen Zeit kommt eine Ausstellung des dezidiert politischen Filmemachers und Installationskünstlers Harun Farocki gerade recht – bereits im Herbst soll eine große Retrospektive in Berlin folgen. Farocki, der mit dem späteren RFA-Terroristen Holger Meins und Hollywood-Regisseur Wolfgang Petersen den ersten Jahrgang der Filmakademie Berlin belegte, spielte dort in den 1968er Jahren eine wichtige Rolle. Der 1944 als Sohn eines Inders und einer Deutschen im Sudetenland geborene und kosmopolitisch aufgewachsene Intellektuelle hinterließ zum Zeitpunkt seines frühen Todes im Jahr 2014 neunzig Filme, darunter Spielfilme und Filmessays, Fernseh- und Dokumentarfilme, außerdem zahlreiche Texte sowie Kooperationen mit anderen Künstlern.
Das Haus der Kunst präsentiert nun eine Auswahl aus seinem Gesamtwerk, die dem Thema Arbeit nachgeht. Kuratoren sind die Autorin und Künstlerin Antje Ehmann, Farockis Ehefrau, und der Direktor Okwui Enwezor, der als Leiter der 56. Venedig Biennale (2015), dort Farockis gesamtes Oeuvre zeigte, das mit Hilfe des Goethe-Instituts hochwertig digitalisiert worden war. (Bei dieser Biennale…