Harun Farocki
Empatia
Fundacío Antoni Tàpies
02.06. – 16.10.2016
von Uta M. Reindl
Im sommerlichen Barcelona bewarben etliche Straßenbanner „Harun Farocki Empatia“ – die erste umfassende Ausstellung des Filmemachers in Spanien. Wer Farockis essayistisches Plädoyer für „Empathie“ kennt, weiß dass damit wohl kaum das gefühlige Mitempfinden für das stets konsequent politische Werk des 1944 geborenen Künstlers gemeint war. Die Komplexität des Empathiebegriffs des 2014 überraschend verstorbenen Filmemachers, der seine Filme zunehmend installativ und in Kunstkontexten präsentierte, erschloss sich denn auch eindrucksvoll in der Fundació Antoni Tàpies – in einem der bedeutenden Ausstellungshäuser Barcelonas, das sich zwar dem Werken seines Namensgebers widmet, aber schon 1995 etwa mit der ersten europäischen Hans Haacke Retrospektive Aufsehen erregte.
Die Tàpies-Stiftung war die zweite Station der beiden in Zusammenarbeit mit dem Institut Valencià d’Art Modern (IVAM) produzierten Farocki-Ausstellungen, die Anfang des Jahres in Valencia mit einer kleineren Übersichtsichtschau den in Spanien eher wenig bekannten Filmemacher vertraut machte – mit besonderem Blick auf industriell-militante Überwachungsszenarien. Der Schwerpunkt in Barcelona war das Thema Arbeit, was offenbar – mit Blick auf die fast zeitgleich in Zürich eröffnende Manifesta – in der Gegenwartskunst hochaktuell zu sein scheint. Anders als der Manifesta-Kurator und Künstler Christian Jankowski, der Kooperationen zwischen Künstlern und Vertretern von eher bürgerlichen Berufen auch als filmisch dokumentierte, vielmehr kommentierte Prozesse aufgriff, befasste sich Harun Farocki – später gemeinsam mit seiner Ehefrau Antje Ehmann – überdies mit der Arbeiterwelt und ging das Sujet wertungsfrei an. Er provozierte daher das kritische Einfühlungsvermögen des Betrachters.
Der Künstlerin Antje Ehmann, die Farockis Werk höchst engagiert weiterführt, ist es in Barcelona gelungen – gemeinsam mit Nuria Homs Serra – im Hauptsaal…