Hermann Pfütze
Harun Farocki
»Ernste Spiele / Serious Games«
Hamburger Bahnhof, Berlin, 6.2. – 13.7.2014
Anders als die Baller-Computerspiele der Unterhaltungsindustrie gehören „Ernste Spiele“ wirklich zur Ausbildung amerikanischer Soldaten für den Krieg im Irak und in Afghanistan. Auf vier großen Zweikanal-Videoinstallationen zeigt Harun Farocki Filmmontagen, aufgenommen 2009 und 2010 in Ausbildungsstätten der Army und der Air Force in den USA. Auf einem Monitor laufen jeweils Computeranimationen, während auf dem anderen echtes Personal agiert: einmal die ‚Spieler’, also Rekruten in der Ausbildung und Soldaten im Manöver, zum andern die Ausbilder mit ihren Eingriffen und die Spieldesigner mit ihren Erläuterungen.
Die Doppelmonitore sind im dunklen, kinoähnlichen Raum so aufgehängt, daß man alle vier zugleich im Blick haben und sich gewissermaßen einen eigenen Film davon machen kann, wie das amerikanische Militär die feindliche, arabisch-islamische Welt sieht, und wie zugleich die echten Kriegseinsätze, so Farocki, „einer Computer-Animation nachgebildet“ werden. „Sie hätten sich gefühlt, als befänden sie sich in einem Computerspiel, beschreiben manche Soldaten ihre Erfahrung des Krieges im Irak.“ (Henriette Huldisch, die Kuratorin der Ausstellung, im Faltblatt.) Für die Menschen in Irak und Afghanistan ist der asymmetrische Computer- und Drohnenkrieg wie außerirdischer Schrecken, während für die Amerikaner die Welt der ‚Feinde’ außerirdisch, d.h. unwirklich virtuell bleiben soll. Und zwar vor dem Krieg und danach.
Zwei „Ernste Spiele“ dienen der Vorbereitung, zwei der Nachbereitung des Kriegseinsatzes. Im ersten Spiel, „Watson is down“, sitzen vier Rekruten in einem Seminarraum an Computern und spielen „als ob wir das sind“ das Übungsspiel, das auf dem zweiten Monitor läuft: Sie sausen mit…