Claudia Posca
Harald Naegeli
Zeichnungen
Graphische Sammlung der Staatsgalerie Stuttgart, 5.10.-18.11.1990
Kunstmuseum Düsseldorf, 14.7. – 26.8.1990
Harald Naegeli (1939 in Zürich geboren) ist als Aktionskünstler und “Sprayer von Zürich” bekannt, der für seine Graffitis mehrmals Gefängnishaft in Kauf nimmt und 1984 – nachdem 1982 ein internationaler Haftbefehl gegen ihn vorliegt – zu vier Monaten im Hochsicherheitstrakt des Gefängnisses Wintherthur verurteilt wird; Harald Naegeli hatte sich freiwillig dem Baseler Grenzschutz gestellt. 1986 kommentiert er den Chemieunfall der Firma Sandoz mit dem “Totentanz der Fische” längs des Rheins. In den letzten Jahren hat er sein Interesse auf die Zeichnung und deren subtiler wirkendes Aussagepotential konzentriert und damit an die vor den Sprayaktionen liegenden 70er Jahre angeknüpft, in denen er an der Kunstgewerbeschule in Zürich Zeichnung studiert hat. Dem zeichnerischen Werk – seit 1987 sind fast 400 Zeichnungen entstanden – ist die Düsseldorfer Ausstellung im Kunstmuseum gewidmet, wo zum großen Teil und erstmals diese Zeichnungen zu sehen sind. Die Ausstellung zeigt, daß Harald Naegeli parallel und kontinuierlich zu seinen Graffitis und Aktionen eine große Anzahl von Zeichnungen und Skizzenbüchern geschaffen hat, die in ihrer Bildlichkeit und Ausdrucksweise als Bilder aus eigenem Recht erscheinen. Sie sind, obwohl Harald Naegeli die Ausstellung dem Gedenken an Versuchstiere gewidmet hat, im bildnerischen Sinne autonom; dabei ist ihre Bildlichkeit überwiegend gegenstandsbezogen, ohne diese Gegenstandsreferenz auf Kosten des zeichnerischen Mediums auszuspielen: Linie, Punkt und Farbe sind das Movens eines zeichnerischen Ausdrucks, der trotz aller intimen Subtilität voller Bewegung ist und in dem so etwas wie liebevolle Kraft steckt. Dies hängt mit der…